Achtung, Jackpot-Frage: Ist das jetzt eine Beziehung oder nicht?
Ist es dir schon einmal passiert, dass du längere Zeit etwas mit einer Frau hattest und nicht ganz wusstest, was es eigentlich war? Dafür gibt es einen Begriff, den du vielleicht noch gar nicht gehört hast: Mingle.
Mingle ist als neuer Beziehungstrend auf dem Vormarsch. Immer mehr junge Menschen entscheiden sich gegen die klassische Paarbeziehung und für lockere Verbindungen.
Miteinander Zeit verbringen, gemeinsam lachen, miteinander schlafen und keine partnerschaftlichen Verpflichtungen haben. Das Beste von zwei Seiten leben, halb Beziehung, halb single. Klingt ja fast zu schön, um wahr zu sein.
Doch das Phänomen hat seine Schattenseiten. Nicht selten enden Mingle-Beziehungen im Gefühlschaos.
In diesem Artikel zeigen wir dir, worum genau es bei diesem Beziehungstrend geht und wann die Oberflächlichkeit zu seicht ist.
Was bedeutet Mingle eigentlich?
“To mingle” heißt direkt ins Englische übersetzt “mischen”.
Das Wort Mingle, um das es hier geht, ist auch ein Mix. Allerdings aus zwei englischen Wörtern: “Mixed” und “Single”.
Aber das ist noch nicht genug Ironie! Der Schöpfer des Mingle-Begriffs war nicht wie zu erwarten ein Brite, sondern der deutsche Trendforscher Peter Wippermann.
Mingle beschreibt ein Phänomen, dass du bisher vermutlich eher unter anderen Namen kennst. Wesentlich bekannter sind Bezeichnungen wie…
- …Fuckbuddys;
- …Friends with benefits / Freunde mit Vorzügen;
- …Fickbeziehung /Sexbeziehung;
- …Bettgeschichte.
Der Name ist quasi Programm.
Beim Beziehungsstatus Mingle gibt es offiziell keine Beziehung. Aber inoffiziell irgendwie schon.
Gemeint ist eine unverbindliche Bindung.
Und dieser Widerspruch in sich ist gewollt.
Denn du genießt bei einem Mingle gleichzeitig die Vorteile beider Formate, des Single-Daseins und der Paarbeziehung. Es geht um Nähe, emotionaler und sexueller Art. Allerdings, ohne sich dabei gegenseitig zu sehr zu verpflichten. Du bist frei und doch nicht allein.
Was ist ein Mingle?
Kurz zusammengefasst: wenn du mit einer Frau eine Beziehung führst, ohne dass ihr dabei offiziell ein Paar seid, dann ist das ein Mingle.
Technisch gesehen lassen sich also jegliche Formen oberflächlicher Beziehungen so bezeichnen. Sexuelle Beziehungen unter Freunden, Expartner, die nicht voneinander lassen können und sogar Affären und offene Partnerschaften.
Sie alle lassen sich als Mingle klassifizieren, denn typische Eigenschaften dieser Beziehungsform sind…
- …Unverbindlichkeit;
- …Freiheit;
- …nach außen bestehen keine partnerschaftlichen Verpflichtungen;
- …Vertrautheit und Nähe wie bei einer Paarbeziehung;
- …meist klare Regeln, die (mehr oder weniger) kommuniziert bzw. gelebt werden;
- …eine zeitliche Befristung.
Das Prinzip selbst ist zwar nicht neu, aber der Terminus “Mingle” schon. Er ist das Label eines Trends, der zunimmt. Immer mehr (vor allem junge) Menschen bevorzugen lockere Verbindungen zum anderen Geschlecht, statt sich zu verpflichten.
Geschuldet ist das vermutlich der Entwicklung, dass unser Wissen und unsere Auffassung von Beziehung und Paaren nicht mehr dieselbe ist, wie sie es vielleicht vor 50 Jahren war.
Die Ära, in der sehr jung geheiratet und dann das ganze Leben zusammen geblieben wurde, ist vorbei.
Kein Wunder, denn wir sind in Zeiten groß geworden, in denen soziale Medien und Online-Dating wie Tinder völlig normal sind.
Wir haben gefühlt unbegrenzte Möglichkeiten, um Frauen kennenzulernen. Und nicht nur das. Es ist mittlerweile auch gesellschaftlich akzeptiert, sich auszuprobieren.
Liberal lautet das Zauberwort.
Die klassische Paarbeziehung ist nur eine von vielen unterschiedlichen Optionen, um mit jemanden zusammen zu sein. Wer also nicht gleich All-in gehen möchte oder kann, für den gibt es unverbindliche Varianten wie eben Mingle-Beziehungen.
Als Mingle ist man zusammen und doch nicht. Man kann in einem Moment wie ein verliebtes Pärchen gemeinsam Film schauen und miteinander schlafen. Im nächsten hört man vielleicht zwei Wochen lang nichts voneinander. Und das ist für beide völlig in Ordnung.
Das öffnet viele Türen. Gleichzeitig macht es die Sache aber auch deutlich komplizierter, weil komplexer.
Denn ein Mingle basiert darauf, dass beide Seiten das gleiche Verständnis von ihrem Status haben.
Doch wie definiert man etwas, dem man eigentlich gar keine tiefere Bedeutung beimessen möchte?
Beispiele für Mingle-Beziehungen
Wir alle kommen mit Mingle-Beziehungen irgendwann einmal in Berührung.
Entweder, weil wir selbst eine führen.
Oder weil wir es im Freundes-, Bekannten oder Kollegenkreis live miterleben.
Und sollte das nicht ausreichen, dann sorgt spätestens Hollywood dafür, dass du dich mit dem Fuckbuddy-Thema auseinandersetzt.
Natalie Portman und Ashton Kutcher machten es in “Freundschaft Plus” vor. Mila Kunis und Justin Timberlake legten bei “Freunde mit gewissen Vorzügen” nach.
Du fragst dich, warum diese Beziehungsform so populär ist? Ganz einfach – sie spiegelt unseren Zeitgeist wieder! Wie sehr, fällt dir vielleicht bei folgenden Beispielen auf:
Das waren nur drei von endlos vielen Kombinationen und Gründen, warum Menschen sich in offene Beziehungskonstrukte begeben.
Es muss nicht immer pauschal die Angst vor Bindung sein, die uns dazu treibt. ein Mingle kann auch eine ganz bewusste Entscheidung sein.
Vorteile eines Mingle Abenteuers
Auf den ersten Blick scheinen die Vorzüge einer Freundschaft Plus klar zu überwiegen.
Zunächst einmal erspart sie den Ballast, den ein klassischer Beziehungsstatus mit sich bringen kann.
Du musst keine Schwiegereltern in spe kennenlernen, kannst dein Leben ganz nach deinen Wünschen gestalten und musst – sofern von euch so geregelt – nicht zwingend treu bleiben.
Die Oberflächlichkeit einer Bettgeschichte kann im Alltag vieles vereinfachen.
Ein Mingle spart nicht nur effektiv Zeit, Mühe und Emotionen. Du musst dich vor niemandem rechtfertigen, suchst Kontakt nur dann, wenn du ihn brauchst und bestimmst selbst über dein Maß an Involviertheit.
Gleichzeitig kommst du aber in den vollen Genuß von trauter Zweisamkeit, emotional wie körperlich. Oftmals ist diese Vertrautheit sogar entspannter, als in Beziehungen, da sie ohne tiefere Erwartungshaltung stattfindet.
Wir sprechen faktisch vom Besten aus zwei Welten – der klassischen Partnerschaft und dem Single-Dasein. Das kann zum Beispiel ideal sein, wenn…
- …es bei dir gerade zeitlich, beruflich oder stimmungstechnisch für eine klassische Paarbeziehung nicht reicht;
- …du dich ausprobieren und Erfahrungen im vertrauten Miteinander mit Frauen sammeln möchtest;
- …du Vorbehalte gegenüber den Verpflichtungen einer normalen Paarbeziehung hast bzw. gegenüber offenen Partnerschaften aufgeschlossen bist;
- …du die Zuneigung zu einer Frau ausleben, dich aber nicht fest binden möchtest, da dort draußen vielleicht die Frau deines Lebens warten könnte.
- …du ein schlechtes Erlebnis in einer Beziehung hattest und ganz langsam Vertrauen schöpfen möchtest, ohne dich dabei unter Druck gesetzt zu fühlen.
Das kann bei einer Mingle Beziehung schiefgehen
Du hast es sicher schon geahnt. Nicht alles glitzert und glänzt bei einer solchen Halb-Beziehung.
Mütter pflegen gern zu sagen: “Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes, das taugt nicht”. Ich gebe es nur ungern zu, aber sie haben damit Recht.
Ein Mingle kann eine großartige Sache sein. Aber seine Natur als oberflächliche Sexbeziehung macht ihn zu einem fragilen Konstrukt, dass jederzeit aus dem Gleichgewicht geraten kann.
Der Hauptgrund für eine solche Dysbalance: Gefühle.
Das ist in zweierlei Hinsicht gedacht. Zum einen meine ich damit die Gefühle, die überhaupt erst zum Entstehen eines Mingles führen, aber eine falsche Motivation sein können.
Ein ganz wichtiges Beispiel hierfür ist Angst. Die Angst, sich zu binden. Angst, verlassen zu werden. Angst, zu lieben.
Aber auch Frustration, Enttäuschung oder schlichtweg eine Null-Bock-Einstellung können das Warum für eine unverbindliche Beziehung sein. Nur führt ein negativer Start selten zu einem negativen Ergebnis.
Die zweite Art, wie Gefühle einen Mingle aushebeln können, ist, wenn sie tiefer gehen. Die Oberflächlichkeit, Freiheit und Lockerheit funktionieren meist nicht mehr, sobald einer von beiden ernster für den anderen empfindet.
Es kann mitunter sehr toxisch sein, Gefühle für eine Frau zu haben, ihr auch nahe sein zu können, aber dennoch keinerlei Wünsche oder Ansprüche stellen zu dürfen. Vielleicht sogar dabei zusehen zu müssen, wie sie sich auch mit anderen trifft, während du dich nur nach ihr sehnst.
Das ist auch das Risiko bei einem Mingle. Das, was anfänglich so herrlich leicht und locker ist, kann unter Umständen plötzlich sehr schnell schwer und kompliziert werden.
Freundschaften können an dem Plus zerbrechen. Bettgeschichten kommen vielleicht nie über das Bett hinaus, obwohl sie das Potential dazu haben. Menschen, die sich aus Ängsten in oberflächliche Partnerschaften flüchten, fürchten weiterhin die Tiefe.
Aus diesem Grund hat die Unverbindlichkeit meist eine Halbwertszeit. Mingle funktioniert ausschließlich unter bestimmten Bedingungen und selbst dann nur für eine begrenzte Zeit. Nämlich solange, wie sich beide Seiten daran halten.
Regeln für Mingle
Egal, ob du mit einer guten Freundin gewisse Vorzüge genießt oder eine unverbindliche Liaison mit einer dir nahezu unbekannten Frau pflegst – das Mingle-Dasein braucht Regeln.
- Kommunikation – Sprecht viel und ehrlich miteinander über eure Erwartungen. Vor allem, was Themen wie Treue und gemeinsames öffentliches Auftreten angeht. Lockerheit kann sich erst dann einstellen, wenn alle Rahmenbedingungen geklärt sind.
- Klarheit – Ihr solltet beide wissen, wer ihr seid und was ihr wollt. Menschen, die eine oberflächliche Beziehung mit den falschen Erwartungen starten oder allgemein eher zur Eifersucht neigen, haben es bei einem Mingle schwer.
- Zuverlässigkeit – Haltet euch an eure Abmachungen. Wenn ihr beispielsweise festlegt, euch nicht mit anderen zu treffen, dann solltet ihr euch auch daran halten.
- Respekt – Auch wenn in eurer Geschichte vielleicht hauptsächlich der Sex im Vordergrund steht, so solltet ihr dennoch wertschätzend miteinander umgehen.
- Neutralität – Wenn ihr euren Mingle länger aufrecht erhalten wollt, solltet ihr bewusst Situationen meiden, in denen tiefere Gefühle entstehen könnten. Kuscheln, Abendessen bei Kerzenschein, das Vorstellen von Freunden und Familie – all das ist eher kontraproduktiv.
- Offenheit – Du merkst, dass du doch mehr empfindest? Oder du spürst, dass dein Gegenüber gern eine stärkere Bindung möchte, die du aber nicht eingehen willst? Dann sprich das lieber offen an. Unausgesprochene Gefühle sind schleichendes Gift für euer Miteinander. Bringt lieber die Wahrheit auf den Tisch und schaut, ob und wie ihr weitermachen könnt.
Die wohl wichtigste Regel ist allerdings, dass du auf dich selbst achtest.
Nur du allein weißt, was dir gut tut und was nicht. Wann es dir zu ernst ist und wann nicht. Wann du anfängst, dich zu verlieben und wann nicht.
Entsprechend solltest du auch deine Grenzen für eine Mingle-Beziehung stecken und dich daran halten. Denn es ist häufig überhaupt nicht einfach, Sex und Liebe voneinander zu trennen.
Daran scheitern auch die meisten Mingles. Weil einem von beiden das Miteinander nicht gut tut, er ernsthafte Gefühle für den anderen entwickelt oder sogar jemand komplett anderes kennenlernt.
Doch auch wenn das passieren kann, sind unverbindliche Beziehungen dennoch ein spannendes und durchaus lohnenswertes Phänomen. Sofern du der Typ dafür bist.
Hör also auf dein Bauchgefühl. Wenn es “JA” schreit, dann genieße es, dass das Leben zeitweise auch mal herrlich unkompliziert sein kann.
Andy Friday