Wahrscheinlich hast du diesen Satz schon des Öfteren gehört:
„Wir haben uns angesehen und wussten beide sofort: Das muss Liebe sein!“
… Die sagenumwobene, märchenhafte „Liebe auf den ersten Blick“, die Schmetterlinge im Bauch.
Ein Mysterium, das ebensoviele Zweifel heraufbeschwört wie verträumte Seufzer:
Denn was passiert, wenn es nicht gleich beim ersten Blick funkt?
Musst du die Frau postwendend vergessen oder weitere Dates einstellen, da ihr offenkundig nicht füreinander bestimmt seid, wenn keine romantische Story dabei herausspringt?
Die Liebe auf den ersten Blick wird als pure Romantik idealisiert; die perfekte Symbiose zweier Menschen, die auf Leidenschaft und der unausweichlichen Anziehungskraft der Liebe entsteht.
Keine Frage, es ist absolut möglich, dass zwei Menschen von Anfang an eine spürbare Anziehungskraft wahrnehmen … Und das kann retrospektiv schnell mal verwechselt werden …
Im folgenden Beitrag erfährst du, dass Beziehungen, die sich erst nach dem zweiten, dritten oder zigfachen Blick entwickeln, nicht schlechter sind.
Auch, wenn die Kennenlerngeschichten weniger romantisch klingen …
Für die künftige Beziehung ist es sehr sinnvoll, genauer als nur einmal hinzuschauen. Denn das, worauf es wirklich ankommt in einer Partnerschaft, die Persönlichkeit, Einstellungen und Werte, kannst du gar nicht auf den ersten Blick erkennen!
Über die Liebe und wie sie entsteht – 3 Säulen
Sich der Liebe analytisch anzunähern, ist vielleicht keine Romantik, offenbart aber die Realität: Denn mit nur einem Blick, kann keine Beziehung entstehen.
Schließlich muss Liebe sich entwickeln, langsam wachsen und Intimität entstehen lassen.
Vielleicht ist eine Phaseneinteilung etwas artifiziell, da die Übergänge wohl sehr fließend sind, aber frage dich selbst:
- Ist da nicht ein Unterschied zwischen sympathisch und anziehend finden?
- Spürst du dasselbe, wenn du eine Frau magst oder in sie verliebt bist?
- Ist verliebt sein und lieben die gleiche Emotion?
Der genaue Blick auf die Vokabeln soll die Liebe nicht rationalisieren oder das Faktum der „Liebe auf den ersten Blick“ ins Lächerliche ziehen.
Es wäre aber schön, wenn du darüber ein Gefühl dafür entwickelst, dass es kein Problem ist, wenn nicht von Anfang an die Funken fliegen.
Säule 1: Der erste Eindruck
Beim ersten Aufeinandertreffen bildest du dir unmittelbar eine Meinung über die Dame.
Dies passiert intuitiv und unbewusst.
Hormone, wie Adrenalin und ganz besonders Dopamin übernehmen kurzzeitig deine Wahrnehmung und du bist überwältigt, von der Schönheit und Ausstrahlung dieser besonderen Frau.
Du nimmst Kleinigkeiten an ihr wahr, gleichst diese ab mit Erwartungen, vielleicht auch mit Vorurteilen.
Daneben spielt auch das Setting eine Rolle, also unter welchen Umständen du die Frau kennenlernst (zufällig beim Einkaufen, bei einem Blind Date, in der Arbeit).
All diese Aspekte vermischen sich und fließen in einem ersten Gesamteindruck zusammen.
Das hat jedoch erst mal nichts mit dem Menschen zu tun, der dein Gegenüber ist.
Du weißt in dem Moment nichts über ihren Charakter, ihr Wesen – du kannst allenfalls Vermutungen anstellen oder es dir vorstellen (sie lächelt so nett, bestimmt ist sie sehr liebevoll; wie sie gerade den Chef angesprochen hat, bestimmt weiß sie, was sie will; entspricht optisch genau meinem Typ, das passt bestimmt).
Inwieweit deine Vorstellungen zutreffen, kannst du erst im Laufe eines darauffolgenden Gesprächs oder Kennenlernens herausfinden;
der erste Moment – der erste Blick – ist dann aber schon vergangen!
Säule 2: Das Kennenlernen
Dein erster Eindruck kann im Verlauf wahlweise bestätigt oder widerlegt werden – positiv wie negativ.
Bei der Liebe auf den ersten Blick war es eben so, dass sich dein schon anfänglich gutes Gefühl bewahrheitet.
Zu Beginn vielleicht aufgrund ihrer Schönheit, im weiteren Verlauf auch wegen ihres Intellekts, ihres Humors, ihrer Güte.
Du tauschst dich aus, sprichst mit ihr, kannst Fragen stellen und so schrittweise abgleichen, ob ihr zueinanderpasst und ob sie das darstellt, was du dir für eine Beziehung wünscht.
Säule 3: Das „Liebenlernen“
Wenn dieses Kennenlernen und der Abgleich relevanter Werte, Einstellungen und Denkweisen positiv verläuft, entwickelt sich eine Beziehung.
Für deren langfristiges Bestehen sind insbesondere die Gemeinsamkeiten von Bedeutung – gemeinsame Ziele, Wünsche, Vorstellungen von Nähe und Distanz …
All das intensiviert die Bindung.
Dabei kommt es natürlich auf die Mischung an; sich komplett im Partner aufzulösen aufgrund fast spiegelbildlicher Ähnlichkeit ist nicht förderlich für die Beziehung, wohl aber ein Konsens hinsichtlich der wichtigen Themen und Werte.
Und eben darüber kann kein erster Blick der Welt Auskunft geben.
Der erste Blick kann maximal eine Flut Adrenalin auslösen, die sich als gutes Gefühl ins Gedächtnis gräbt, auf individueller Hoffnung keimt und retrospektiv als plötzliche Liebe fehlerinnert wird.
Dich von dem Konzept des ersten Blicks zu verabschieden, ist deshalb so wichtig, weil du dir so Möglichkeiten für Beziehungen offenhalten kannst:
Denn natürlich kann ein erster Eindruck auch totaler Mist sein und irreführen.
Vielleicht ist sie schlecht gelaunt, hat gerade eine schwere Zeit, ist sehr schüchtern …
Willst du den Moment idealisieren, wirst du sie nicht wieder sehen …
obwohl sich im Verlauf des Kennenlernens vielleicht herausstellt, dass sie ein perfekter Match für dich ist.
Beziehung und Persönlichkeit
Und darüber, was letztlich einen guten Match darstellt, entscheiden maßgeblich eure Persönlichkeiten.
Diese manifestiert sich in Merkmalen und Eigenschaften, in denen du dich stabil und konsistent von anderen unterscheidest.
Deine Persönlichkeit ist alles, was dich aus- und einzigartig macht.
Darunter beispielsweise:
- dein Temperament
- deine bisherigen Erfahrungen im Leben
- deine Einstellung zu bestimmten Themen
- deine Hoffnungen und Wünsche sowie resultierende Ziele
- deine Moral- und Wertvorstellungen
In jeder Beziehung treffen zwei per se völlig unterschiedliche weil einzigartige Persönlichkeiten aufeinander, beeinflussen sich wechselseitig und darüber auch die Dynamik der Beziehung.
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Wenn du dir diesen einfachen Zusammenhang klar machst, wird schon in sich deutlich, warum es wichtig ist, dass in einer Beziehung und zwischen dir und dem Mensch, den du liebst, Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten überwiegen.
Wer passt zu mir?
„Gleich und gleich gesellt sich gerne“ versus „Gegensätze ziehen sich an“.
Sehr hilfreich, dass zwei Aussagen zum gleichen Sachverhalt Antagonisten darstellen.
Tatsächlich aber, haben beide ihre Berechtigung – und ihre Zeit:
Für Affären, kurze Romanzen oder generell den Anfang einer Beziehung gilt eher das Motto, dass sich Gegensätzliches anzieht.
Der Reiz besteht in der Unterschiedlichkeit.
Einander herausfordern, schockieren, überraschen, anstoßen, über den Tellerrand blicken lassen – das ist spannend und befördert Leidenschaft.
Aber:
Auf lange Sicht, wird dies zum Störfaktor, unter Umständen gar zu einer unüberwindbaren Hürde.
Denn in einer Beziehung keinen gemeinsamen Nenner zu finden, wirkt abträglich auf die Stabilität und somit auch die (entstehende) Intimität. Wenn du und deine Partnerin in eurer Persönlichkeit zu stark divergiert, sorgt das vermehrt für Konflikte, die wahrgenommene Zufriedenheit in der Beziehung sinkt.
Die Zufridenheit in der Beziehung wiederum ist umso höher, je ähnlicher sich beide in unterschiedlichen Facetten der Persönlichkeit, aber auch in Punkten wie Intellekt, Attraktivität oder Interessen sind.
(In dieser Studie fanden Forscher heraus, dass Unterschiede (unter bestimmten Bedingungen der Singles), zwar die Attraktivität steigerten, diese Unterschiede bei Personen, die vergeben waren, eher leicht abstoßend wirkten.)
Freilich gibt es Ausnahmen, was für die meisten gilt, muss nicht für alle gelten …
Dennoch erhöhst du die Wahrscheinlichkeit einer langfristig glücklichen Beziehung dadurch, dich mit „gleich zu gesellen“.
Wie Liebe deine Wahrnehmung und Persönlichkeit beeinflusst
Sicher hast du im Freundeskreis ein Paar, das im Verlauf der Jahre immer mehr verschmolzen zu sein scheint.
Sie wählen die gleichen Worte, kleiden sich sehr ähnlich, stimmen Hobbys und Interessen aufeinander ab – so wie der Rentner und sein Dackel.
Tatsächlich jedoch, trügt der Schein hier:
Die Persönlichkeit eines Menschen ist relativ überdauernd, weshalb eine grundlegende Anpassung der Persönlichkeit in einer Beziehung nicht stattfindet.
Ein Wandel hingegen vollzieht sich, obschon dieser eher subjektiver Natur ist:
Menschen in Beziehungen neigen dazu, eigene Gemütslagen und auch überdauernde Eigenschaften der eigenen Person auf den Partner zu projizieren.
Das heißt also, dass Paare sich selbst als ähnlicher wahrnehmen, als sie faktisch sind.
Diese durch Liebe evozierte Täuschung ist in gewisser Weise ein Schutzmechanismus für die Zufriedenheit in der Beziehung.
Überlege dir selbst:
Davon auszugehen, deine Partnerin denkt und fühlt ähnlich wie du, ist wesentlich befriedigender als eine entgegengesetzte Annahme.
Und genau das wollen wir doch alle, oder?
Eine Beziehung, die glücklich macht und von Zufriedenheit geprägt ist.
Mehr Blicke, mehr Chance – mehr Gemeinsamkeiten, mehr Liebe
Hoffentlich konnte dir der Beitrag dabei helfen, die Liebe auf den ersten Blick etwas rationaler zu betrachten. Als etwas, das wunderschön, aber nicht mehr ist als ein retrospektives Validieren der ersten Intuition.
Um dich in eine Frau zu verlieben, sie zu lieben und dich selbst in ihr wieder zu erkennen, braucht es mehr als das – viel mehr Blicke, um genauer zu sein.
Daher kannst du dich entspannen, auch wenn ein erstes Treffen mal nicht so gut läuft – eine Beziehung darf sich mit der Zeit entwickeln.
Eine Vielzahl alternativer Liebesgeschichten wird möglich, wenn du die Liebe auf den zweiten Blick als gleichwertig betrachten kannst und nicht auf fatalistische Zeichen wartest.
Zweifelsohne gehören auch die anfänglichen Schmetterlinge im Bauch, gegenseitige Attraktion und Leidenschaft zu einer gesunden Beziehung dazu; es muss dich aber nicht beunruhigen, wenn dieses Funkensprühen Startschwierigkeiten hat.
Auf lange Sicht, sind es die Gemeinsamkeiten im Denken, Fühlen und Handeln, die die Stabilität einer Beziehung ausmachen.
Und Klarheit darüber, entwickelt sich beim Kennenlernen …
… beim dritten, vierten und fünften Blick.
Lies hier weiter:
What is love? – Baby, don’t hurt me // Was ist Liebe? – 2 wichtige Punkte, die du wissen musst
Andy Friday