Sie kommt in letzter Zeit immer spät nach Hause. Ihr Handy lässt sie nicht aus den Augen. Überhaupt ist sie irgendwie anders. Auf deine Frage: “Schatz, was ist los? Was hat sich verändert?” reagiert sie nur ausweichend oder blockt ganz.
Und plötzlich schickt dir ein Kumpel ein Foto von ihr mit einem fremden Mann in einem Café. Für einen Moment rutscht dein Herz in die Hose. Das kann doch nicht sein, wonach es aussieht! Oder?
In der Liebe gibt es wohl kaum ein Thema, das so explosiv ist, wie die Eifersucht. Sie hat die Macht, Beziehungen zu stärken oder in einem Wimpernschlag komplett zu zerstören. Die Grenze zwischen diesen beiden Extremen ist sehr fein.
Zwischen harmlosen Eifersüchteleien, die eine Liebe anregen können und zerstörerischen Ängsten vor dem Verlassenwerden liegt ein schmaler Grat. Auch wenn sie weniger salonfähig ist, krankhafte Eifersucht ist bei Weitem kein so seltenes Phänomen, wie es oftmals scheint. Im Gegenteil, viele Beziehungen leiden darunter oder zerbrechen gar daran. Dabei muss es gar nicht so enden. Denn es gibt eine gute Nachricht: Du kannst etwas gegen krankhafte Eifersucht unternehmen.
In diesem Artikel betrachten wir einmal genauer, was eigentlich krankhafte Eifersucht ist. Erfahre, was sie von normaler Eifersucht unterscheidet und wie sie sich äußert.
So wirst du am Ende verstehen, warum es kein Todesurteil für eine Beziehung sein muss, wenn ein Partner krankhaft eifersüchtig ist.
Was ist Eifersucht?
“Eifersucht macht scharfsinnig und blind”
· Emanuel Geibel, deutscher Lyriker und Dramatiker
Die Eifersucht ist für Beziehungen wie eine höhere Gewalt.
Sie kann aus dem Nichts auftauchen oder sich langsam und bedrohlich ankündigen.
Sie kann sanft und stetig wirken oder brachial zuschlagen.
Sie kann Dingen neues Leben einhauchen oder brutal zerstören.
Das wichtigste Merkmal ist wohl aber, dass sie sich nur schwer vorhersehen oder kontrollieren lässt. Genau das macht sie so gefährlich.
Denk einmal an eine Situation zurück, in der du wirklich eifersüchtig gewesen bist.
Vielleicht, weil du in eine Frau verliebt warst, die sich nicht für dich entschieden hat.
Weil du die Vermutung hattest, dass deine Freundin sich für einen anderen Mann interessiert.
Oder vielleicht hat deine Partnerin dich einmal mit jemandem betrogen.
Kannst du dich noch erinnern, was diese Situation mit dir gemacht hat?
Wie du dich gefühlt hast? Welches Verhalten du an den Tag gelegt hast, als du eifersüchtig warst?
Vielleicht kennst du die Thematik auch aus einer anderen Perspektive. Nämlich aus der des Gegenübers, das einen eifersüchtigen Partner hat.
Hattest du schon einmal dieses Gefühl, bei einer geliebten Person unter Verdacht zu stehen? Dein Denken und Handeln rechtfertigen zu müssen?
Unabhängig davon, ob du nur eine dieser Seiten kennst oder sogar beide…Wundere dich bitte nicht, falls sich dir jetzt gerade innerlich alles zusammenzieht.
Schon allein die Erinnerung an Situationen, in denen Eifersucht im Spiel war, kann aufwühlen.
Das liegt darin, dass uns dieses Gefühl stark bewegt, oftmals ureigenste Ängste triggert und nicht selten auch verletzen kann.
Damit du besser verstehen kannst, warum das so ist, sollten wir zunächst versuchen, Eifersucht zu definieren.
Eifersucht ist eine menschliche Emotion
Ich benutze an dieser Stelle ganz bewusst das Wort „versuchen“, denn es ist schwer, eine allgemeingültige Definition von Eifersucht zu finden, die wirklich zufriedenstellt.
Online findet man hierzu wissenschaftliche Beschreibungen, die dem emotionalen Part nicht wirklich gerecht werden.
Diese Texte klingen häufig so, als wäre Eifersucht ein Abstraktum, das sich nüchtern betrachten lässt.
Wenn du deine eigenen Erfahrungen damit gemacht hast, wirst du mir sicher zustimmen, dass das mit der Realität wenig zu tun hat.
Bei Eifersucht geht es nicht selten um heftigste Emotionen. Sie ist nicht nüchtern, sondern impulsiv, roh und höchst emotional.
Beginnen wir deshalb mit dem ersten und wichtigsten Fakt: Eifersucht ist etwas völlig Natürliches und damit menschlich.
So banal das auch klingen mag, diesen Gedanken musst du dir immer wieder vor Augen halten. Egal, ob du selbst darunter leidest oder deine Partnerin eifersüchtig ist – keiner von euch beiden macht das freiwillig.
Eifersucht gehört zu den grundlegenden menschlichen Emotionen.
Sie ist ein Gefühlszustand, der durch bestimmte Reize ausgelöst wird und sich dann in körperlichen und psychischen Reaktionen äußert.
Um das zu erreichen, braucht es in der Regel drei Dinge:
- Person A, die Eifersucht empfindet;
- Person B, die mit Person A in Verbindung steht und…
- Eine dritte Person C, die Auslöser für die Eifersucht von Person A ist, weil sie in irgendeiner Form mit Person B in Verbindung steht.
Die Arten von Eifersucht
Betrachtet man die Eifersucht aus psychologischer Sicht, können drei verschiedene Ausprägungen auftreten.
Reaktive Eifersucht
Die erste Form der Eifersucht ist jene, die als Reaktion auf ein tatsächliches Ereignis stattfindet.
Das kann zum Beispiel der zu vertraute Umgang deiner Partnerin mit einem anderen Mann sein. Was wiederum deine Gefühle verletzt, weil du diese Intimität als unangebracht empfindest.
Je nachdem, wo ihr die Grenzen eurer Beziehung festgelegt habt, kann eine solche Situation individuell völlig unterschiedlich aussehen.
Bei dem einen Paar wird ein Partner erst eifersüchtig, wenn der andere einem Außenstehenden körperlich näher kommt.
In anderen Fällen kann eine Freundin durchaus schon eifersüchtig sein, wenn der Partner sich bloß mit einer anderen Frau unterhält.
Gemein ist all diesen Szenarien, dass es einen Auslöser gibt und darauf eifersüchtiges Verhalten folgt. Diese Form der Eifersucht wird daher als reaktive Eifersucht bezeichnet.
Eifersucht basierend auf Misstrauen und Angst
Die zweite Form der Eifersucht tritt vor allem bei Menschen auf, die Probleme damit haben zu vertrauen.
Das kann einerseits an bestimmten Prägungen während der Kindheit liegen.
Andererseits fördern auch negative Erfahrungen in vorhergehenden Beziehungen dieses generelle Misstrauen.
Diese Variante der Eifersucht äußert sich durch die Annahme, der Partner könne fremdgehen, obwohl es dafür keinen akuten Anlass gibt.
Betroffene sehen also mitunter rote Flaggen, wo keine sind.
Beispielsweise kann in solch einer Konstellation das späte Heimkommen von der Arbeit großes Konfliktpotential darstellen.
Simple Überstunden verwandeln sich dann schnell in Vorwürfe wie „Wo bist du gewesen?“ oder „Mit wem hast du dich getroffen?“.
Ein solches Verhalten basiert auf einem fragilen Vertrauensfundament des eifersüchtigen Partners.
Betroffene handeln nicht reaktiv. Sie sind eifersüchtig, unabhängig davon, ob es Gründe dafür gibt oder nicht.
Diese Form wird daher misstrauisch-ängstliche Eifersucht genannt.
Besitzergreifende Eifersucht
Bei der dritten und extremsten Form der Eifersucht ist es symptomatisch, dass die Sorge vor einem Fehltritt des Partners so groß ist, dass der Betroffene aktiv handelt.
Er versucht präventiv, einen möglichen Vertrauensmissbrauch zu verhindern. Ganz egal, ob ein Auslöser gegeben ist oder nicht.
Dieses Verhalten äußert sich häufig durch eine ständige Kontrolle oder andere
Einschränkungen, die vom Betroffenen ausgehen.
Ein Beispiel hierfür wäre, dass deine Partnerin ständig dein Handy oder deine Taschen nach Anhaltspunkten fürs Fremdgehen durchsucht.
Diese sehr übergriffige Form der Eifersucht hat deswegen den Titel der besitzergreifenden Eifersucht.
Alle drei Arten der Eifersucht können in zwischenmenschlichen Beziehungen auftreten. Damit sind nicht nur Liebesbeziehungen gemeint.
Wenn du Geschwister hast, weißt du, wovon ich rede. Denn man kann auch auf einen Bruder oder eine Schwester ziemlich eifersüchtig sein, wenn die Eltern ihre Aufmerksamkeit ungleich verteilen.
Auch unter Freunden können solche Situationen vorkommen, wenn neue Personen von außen auf die Sympathie-Verteilung einwirken.
Nichtsdestotrotz sind Paarbeziehungen anfälliger für Eifersucht. Kein Wunder, die Familie bleibt immer Familie.
Bei Liebesbeziehungen halten nicht die Gene zwei Menschen zusammen, sondern die Gefühle.
Die sind vor allem zu Beginn einer Beziehung weniger gefestigt, können aber auch später immer wieder hinterfragt werden. Das ebnet der Eifersucht den Weg.
In welcher Form sie dabei auftaucht und wie stark sie auftritt, hängt letztendlich immer von individuellen Umständen ab. Dazu gehören:
- Prägungen aus der Kindheit;
- Denkmuster und Glaubenssätze;
- Erfahrungen aus vergangenen Beziehungen;
- Persönlichkeit und Charaktereigenschaften;
- Der Status der Beziehung.
Was ist der Unterschied zwischen Eifersucht und Neid?
Der Unterschied zwischen Eifersucht und Neid ist, dass du bei Eifersucht die Angst hast, etwas zu verlieren, was du bereits besitzt. Bei Neid geht es vielmehr um ein Mangeldenken. Du möchtest also etwas besitzen, was ein anderer hat und du nicht.
Lass mich dafür etwas weiter ausholen…
Um Eifersucht als solche zu erkennen, ist es auch wichtig, sie von anderen, vermeintlich ähnlichen Emotionen, zu unterscheiden.
Bei Neid besteht meist die häufigste Verwechslungsgefahr.
Doch wo liegt der Unterschied zwischen Eifersucht und Neid?
Bei Eifersucht lässt sich von einem Gefühl des Mangels sprechen.
Es tritt auf, wenn wir von einem geliebten Menschen nicht das Maß an Zuneigung, Anerkennung, Aufmerksamkeit, Respekt und Liebe bekommen, wie wir es uns wünschen.
Oder wir haben den Eindruck, diese Dinge wurden uns von einer wichtigen Person wegen einer Dritten entzogen.
Diese Emotion kann durch verschiedene Auslöser verursacht werden, auf die wir später noch eingehen.
Häufigster Grund ist allerdings eine reale oder zumindest eine
so empfundene Konkurrenzsituation.
Eifersucht ist somit die Angst davor, etwas zu verlieren, teilen zu müssen oder nicht mehr im gewohnten Umfang zu erhalten, das uns wichtig ist.
Neid hingegen wird als der Wunsch definiert, etwas Gleichwertiges oder Höherwertiges zu besitzen, als eine andere Person.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um etwas Materielles, wie z.B. ein Sportwagen oder um etwas Immaterielles, wie z.B. die Aufmerksamkeit einer bestimmten Person handelt.
Lies dazu auch: Verlustangst überwinden: 7 sicherste Tipps für Männer
Neid bezieht sich immer auf etwas, das eine andere Person hat und von dem man sich wünscht, es selbst zu haben.
Sehen wir uns ein Beispiel an, um das zu verdeutlichen.
Angenommen, Anna erhielt von ihrem Partner stetig kleine Aufmerksamkeiten, wie Blumen, kleine Geschenke und Liebesbriefe. Irgendwann hören Momente des Glücks auf oder werden weniger. Ihr Partner kümmert sich stärker um seine beste Freundin, die nach einer Trennung Unterstützung braucht. Für Anna fühlt es sich so an, als bekäme sie von ihrem Partner allgemein weniger Aufmerksamkeit, Anerkennung und Liebe – Anna ist eifersüchtig auf die beste Freundin ihres Partners.
Angenommen, Anna erzählt einer ihrer Freundinnen, Maria, von ihren Sorgen. Maria hat ebenfalls einen Partner, der ihr aber noch nie solche Aufmerksamkeiten zuteil werden lies. Maria bekommt von Anna aber erzählt, wie es ist, regelmäßig Blumen, kleine Geschenke oder Liebesbriefe zu erhalten. Maria wünscht sich, auch solche kleinen Liebesbeweise zu bekommen – Maria ist neidisch auf Anna.
Wie entsteht Eifersucht?
Eifersucht kann sich auf ganz verschiedene Arten und Weisen ausdrücken.
Sie äußert sich meist auf der Gefühlsebene durch Empfindungen und Emotionen, kann sich aber auch an körperlichen Symptomen bemerkbar machen.
Gefühle, die von Eifersucht ausgelöst werden können:
- Angst, z.B. jemanden zu verlieren oder zurückgewiesen zu werden;
- Wut und Zorn über die Situation oder auf den Auslöser;
- Misstrauen und Unsicherheit gegenüber der Person, die man liebt bzw. die einem wichtig ist;
- Erniedrigung bzw. das Gefühl, verraten worden zu sein durch diese Person;
- Trauer bis hin zu Hass gegenüber der geliebten Person und/oder dem Auslöser der Eifersucht.
Diese Emotionen und Empfindungen treten nicht selten in einem überdurchschnittlichen Maß auf.
Selbst der vernünftigste und rationalste Mensch erliegt bei der Eifersucht schnell der Wucht, mit der Zweifel, Enttäuschung und Skepsis zuschlagen können.
Besonders charakteristisch für die Eifersucht ist, egal wie stark sie ausgeprägt ist, keines der damit assoziierten Gefühle ist positiv.
Im Gegenteil, sie hat in der Regel einen sehr negativen Einfluss auf die Psyche des Betroffenen. Vielleicht hast du ja schon einmal Beschreibungen wie…
- …“Das war wie ein Stich ins Herz”;
- …“Es schmerzt mich, das zu sehen”;
- …“Diese Vorstellung von den beiden geht mir nicht aus dem Kopf” oder…
- …“Das macht mich krank”…
gehört oder dich sogar selbst so gefühlt, als du eifersüchtig warst?
Dann verstehst du sicher, wie schnell solche emotionalen Anzeichen der Eifersucht sich auch auf deinen Körper auswirken können.
Die negativen Impulse lösen in deinem Hirn die Produktion bestimmter Hormone aus, die dein System aus dem Gleichgewicht bringen.
Körperliche Symptome, die von Eifersucht ausgelöst werden können:
- Herzrasen oder Herzstechen;
- Magenkrämpfe;
- Atembeschwerden und/oder ein Engegefühl in der Brust;
- Appetitverlust;
- Schlafstörungen;
- Anspannung.
Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, so können sich sogar psychosomatische Krankheiten wie Herzprobleme, Rückenschmerzen, Bluthochdruck oder das Reizdarmsyndrom daraus entwickeln.
Manche dieser Anzeichen können sich sofort und sehr deutlich zeigen, andere schwelen eher im Hintergrund.
Durch diese Bandbreite an möglichen Folgen passiert es nicht selten, dass die betroffene Person zunächst gar nicht merkt, dass ihre Beschwerden ursprünglich von Eifersuchtsgefühlen hervorgerufen wurden.
Fakt ist aber in jedem Fall: der psychische Stress, den die Eifersucht verursacht, ist auf Dauer alles andere als gesund.
Ursachen für Eifersucht
“Eifersüchtig sein heißt, nicht an seiner Frau, sondern an sich selbst zweifeln.”
· Honoré de Balzac, französischer Philosoph und Romanautor
Nun, wo wir festgestellt haben, dass die Eifersucht mitunter einen ziemlich negativen Einfluss hat, stellt sich die Frage, wofür diese so menschliche Reaktion eigentlich sinnvoll ist.
Warum leiden wir Menschen unter Eifersucht?
Hierzu gibt es verschiedene Ansätze.
Der amerikanische Psychologe David Buss führt Eifersucht auf die menschliche Evolution zurück.
Demnach neigen Frauen zur Eifersucht, weil sie ihren Alpha-Partner von der Weiterverteilung seines Erbguts abhalten wollen.
Männer wollen laut dieser Theorie verhindern, dass ihnen fremde Kinder untergejubelt werden.
Andere, moderne Theorien bewegen sich von der Neandertaler-Denkweise hin zur Tiefenpsychologie, die sich auf die einzelnen Individuen fokussiert.
Hier geht man nicht mehr von der These aus, dass bei Eifersucht Frauen hauptsächlich aus emotionalen und Männer aus sexuellen Motiven handeln.
Das haben unter anderem Forscher wie Kenneth Levy und Kristen Kelly widerlegt.
Sie zeigten in ihren Studien, dass Männer durchaus auch auf emotionaler Ebene eifersüchtig sein können.
Vielmehr geht man bei den modernen Ansätzen davon aus, dass Prägungen, Erfahrungen aus der frühen Kindheit und vergangene Beziehungen bestimmen, ob und wie eifersüchtig wir sind.
Ein weiterer Faktor ist die Involviertheit der Personen. Umso tiefer und verbundener eine Beziehung, umso anfälliger sind beide Personen für Eifersuchtsgefühle auf emotionaler und sexueller Ebene.
Meist gibt es damit einhergehend für jeden Menschen spezifische Auslöser, die Eifersucht verursachen. In menschlichen Beziehungen ist es wichtig, diese zu kennen.
Nur so kannst du für dich selbst und auch bei deiner Partnerin verstehen, woher die Eifersucht rührt. Hast du die Wurzel des Übels erkannt, kannst du auch dementsprechend damit umgehen.
Damit du eine bessere Vorstellung davon bekommst, findest du hier einige der typischen Ursachen von Eifersucht:
1. Geringes Selbstwertgefühl
Ein geringes Selbstwertgefühl ist der wohl häufigste Auslöser von Eifersucht.
Der Selbstwert gibt wieder, welche Meinung oder Bewertung wir über uns selbst haben. Wir beurteilen darüber unseren eigenen Wert – sowohl für uns selbst, als auch für andere.
Glauben wir, ein Mensch zu sein, der wertvoll ist und Wertschätzung verdient hat, so haben wir ein hohes Selbstwertgefühl.
Wenn wir aber glauben, einen niedrigen Wert zu haben, so mangelt es uns an Selbstwertgefühl. Die Empfindung, die dann einsetzt, ist die Minderwertigkeit.
Du fragst dich, was das mit Eifersucht zu tun hat?
Ganz einfach: Wenn eine Person glaubt, nur wenig oder weniger als eine andere Person wert zu sein, dann lässt das zwangsläufig nur ein Denkmuster zu.
Nämlich das, dass man jederzeit durch jemanden ersetzt werden kann, der höherwertig ist.
Diese Befürchtung, nicht genug zu sein, führt vor allem in Liebesbeziehungen zur Angst vor Verlust.
Personen, die von dir als liebenswerter, witziger, besser aussehend, vermögender oder schlicht “wertvoller” eingeschätzt werden, stellen eine unmittelbare Gefahr dar.
Denn deine Partnerin könnte ihnen einen größeren Wert beimessen und dich dafür fallen lassen.
Die Gefahr ist, dass diese Schlussfolgerung unabhängig davon stattfindet, wie deine Partnerin für dich empfindet.
Wenn es dir an Selbstwertgefühl fehlt, reicht das als Auslöser für Misstrauen in der Beziehung vollkommen aus.
Dieser fehlende Glaube an dich selbst, der losgelöst von der Realität stattfindet, ist ein idealer Nährboden für Eifersucht.
2. Schlechte Erfahrungen
Wenn die Angst vor negativen Erlebnissen und Zurückweisung ein möglicher Auslöser für ist, so ist es nur logisch, dass tatsächliche schlechte Erfahrungen in dieser Hinsicht ebenso Eifersucht verursachen können.
Wenn du selbst einmal von einem geliebten Menschen wegen einer dritten Person hintergangen, betrogen oder verlassen wurdest, dann weißt du, wovon ich spreche.
Hast du so eine Situation einmal erlebt, dann weißt du, wie sie sich anfühlt.
Du kennst den Schmerz und die Verzweiflung, die damit einhergehen.
Das prägt. Umso schlimmer das Erlebnis, umso nachhaltiger der Eindruck, der davon bleibt.
Entsprechend ist es nur menschlich, dass wir versuchen, eine Wiederholung dessen mit zukünftigen Partnern zu vermeiden.
Der Haken ist, dass viele Personen aus diesem Wunsch heraus Ängste entwickeln.
Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren. Angst davor, verletzt zu werden. Angst vor einer weiteren schlechten Erfahrung.
Diese Ängste machen unsicher und können das Urteilsvermögen trüben.
Jeder neue Partner könnte potentiell ein Fremdgeher sein, egal ob er dazu Anlass gibt oder nicht.
Ähnliche Situationen können alte Wunden aufreißen, auch wenn effektiv vielleicht gar nichts passiert ist.
Betroffene neigen in solchen Momenten schnell zur Eifersucht, was sich mitunter an besitzergreifendem oder klammernden Verhalten zeigen kann.
3. Fehlende Zuneigung
Die erste und natürlichste Form von Liebe und Sicherheit erfahren wir als Kind meist in Form von Wärme und Zuneigung durch unsere Eltern.
Vor allem durch körperliche Nähe, durch Zuwendung und Aufmerksamkeit.
Auch als Erwachsene sehnen wir uns nach diesem Gefühl, wenn auch vielleicht in veränderter oder etwas abgeschwächter Form.
Das macht einen der elementarsten Aspekte bei Paarbeziehungen aus.
Genauso reagieren wir aber im Umkehrschluss auch als Erwachsene negativ darauf, wenn uns Wärme und Zuneigung teilweise oder ganz entzogen werden.
Das vermittelt uns das Gefühl, nicht mehr liebenswert oder attraktiv für den anderen zu sein.
Habt ihr also in einer Partnerschaft ein gewisses Level der Vertrautheit und einer von euch beiden stellt hier über die Zeit eine Veränderung fest, so kann das Eifersucht verursachen.
Denn entzieht sich der Partner zum Beispiel körperlicher Nähe oder lässt seine Aufmerksamkeit oder Zuwendung nach, so entstehen schnell Zweifel, ob man sich der Liebe und Treue des Partners noch sicher sein kann.
Oder ob die Gefahr besteht, den Partner an jemand anderen zu verlieren.
Es treten die Minderwertigkeitsgefühle ein, von denen ich zuvor gesprochen habe. Und sobald diese Zweifel genährt werden, steht die Tür für die Eifersucht weit offen.
4. Ständige Verurteilungen und Kritisieren
Kommen wir noch einmal zurück auf das Selbstwertgefühl.
Wenn du dir beim Lesen dieses Abschnitts gedacht hast: “Mir kann das nicht passieren, ich habe ein gesundes Selbstwertgefühl”, dann sei gewarnt.
Denn es gibt Kommunikations- und Verhaltensweisen in einer Paarbeziehung, die die gegenseitige Wertschätzung und damit auch das Selbstwertgefühl beider Partner negativ beeinflussen oder gar zerstören können.
Dazu gehören unter anderem ständiges Nörgeln, Verurteilen, Meckern und Vorwürfe.
Eben Dinge wie…
…“Muss ich dir das immer dreimal erklären?”
“Komm lass gut sein, du kannst das sowieso nicht.”
“Du wirst das das nächste mal auch wieder falsch machen.”
“Du bist dumm”
“Du bist nutzlos.”
“Du bist ein Versager.”
All diese Arten von anhaltender Kritik, die das Gefühl vermitteln, du seist zu dumm, zu unfähig oder in anderer Weise nicht gut genug, führen über kurz oder lang zu Minderwertigkeitsgefühlen.
Besonders schädlich sind solche Aussagen, wenn sie nicht gegen das Verhalten oder den Sachverhalt selbst, sondern direkt gegen die Person und deren Charakter gerichtet sind.
Deine Partnerin könnte konstruktiv sagen: “Ich habe mich echt darüber geärgert, dass der Müll heute Nachmittag noch da stand. Könntest du das nächste Mal bitte daran denken?”.
Oder sie könnte dich angreifen: “Das war ja so klar, dass du es nicht hinkriegst, wenigstens ein Mal den Müll runterzubringen. Bist du überhaupt zu irgendwas gut?”
Aussagen wie die zweite sind extrem toxisch für das Selbstwertgefühl eines einzelnen, vor allem, wenn sie regelmäßig von einer geliebten Person kommen.
Irgendwann kann es passieren, dass der Betroffene diese Dinge glaubt und Minderwertigkeitsgefühle entstehen.
Ein Schritt mit dem leicht der schon beschriebene Prozess der Verlustangst und damit der Eifersucht startet.
Was kann ich gegen Eifersucht machen?
Jetzt haben wir allerhand darüber gesprochen, was Eifersucht ist, wie sie sich anfühlt und wo sie herkommt. Aber uns fehlt noch der wichtigste Part – wie man mit ihr umgeht.
Die oberste Regel an dieser Stelle lautet: Es geht nicht um Schuld.
Wie ich weiter oben schon erwähnt hatte: Eifersucht ist eine vollkommen menschliche Emotion und keiner macht das gern freiwillig durch.
Wenn es um den Umgang mit Eifersucht geht, dann solltest du dich nie lange mit der Schuldfrage aufhalten. Denn das ist müßig, weil in der Regel nicht konstruktiv.
Vielmehr solltest du in deinen Beziehungen immer schauen, was genau diese Emotion auslöst und wie du dagegen gezielt vorgehen kannst.
Wenn du selbst eifersüchtig bist
Falls du selbst Eifersucht verspürst, gibt es ein paar Tipps, die du umsetzen kannst:
Durchatmen
Das klingt banal, ist es aber nicht. Wenn du schon einmal richtig eifersüchtig warst, weißt du das. Denn die Gefühle kochen hoch und man will direkt die Partnerin zur Rede stellen. Oder etwas unternehmen. Aus dem Eifer des Gefechts ist das aber selten eine gute Idee. Versuche stattdessen, ganz bewusst Luft zu holen. Durchzuatmen. Gib dir selbst Zeit, runterzukommen und klar zu denken, ehe du agierst.
Realitätscheck
Okay, sie kommt zu spät von der Arbeit und telefoniert ständig mit jemanden. Bedeutet das aber wirklich gleich, dass sie dir fremdgeht? Direkt nach dem Durchatmen solltest du deinen kühlen Kopf dazu verwenden, die Fakten zu prüfen. Gib dir Mühe, so neutral und rational wie möglich auf die Situation zu schauen. Was ist passiert? Welche Deutungsmöglichkeiten gibt es dafür? Geht hier wirklich das vor, was deine verletzten Gefühle dir sagen? Reagierst du vielleicht über?
Mentale Stärke
Wichtig ist auch, dass du auf Eifersuchtsgefühle mit dem richtigen Mindset reagierst. Egal, was passiert ist, wehre dich dagegen, an dir und deinem Wert zu zweifeln. Mach dir bewusst, was für ein wundervoller Mensch du bist. Wo deine Stärken liegen, was deine Partnerin an dir hat. Diese Gedanken helfen dir dabei, nicht im Nimbus der Selbstzweifel zu versinken. Denn, unabhängig davon, ob es Fehlalarm oder berechtigte Emotionen sind, du bist es wert, geliebt zu werden.
Kommunikation
Wenn es berechtigte Gründe für deine Eifersucht gibt oder du dir Dinge nicht erschließen kannst, dann sprich mit ihr darüber. Ganz wichtig ist an dieser Stelle, dass du nicht aus einer Position der Anklage heraus an so ein Gespräch herangehen solltest. Sprich stattdessen ruhig und offen an, was du wahrgenommen hast. Sag ihr, wie das auf dich wirkt und wie du dich dabei fühlst. Gib ihr eine ehrliche Chance, die Situation einzuordnen oder aufzuklären. Häufig gibt es eine ganz harmlose und simple Erklärung für alles. Schafft ihr es, dass zu lösen, wird es euch stärker machen und näher zusammenbringen.
Vertraue
Solltest du feststellen, dass du öfters ohne wirklich triftigen Grund zur Eifersucht neigst, dann musst du etwas dagegen unternehmen. Wie schon erwähnt, kann der Auslöser hierfür in deiner Vergangenheit und früheren Erfahrungen liegen. Ergründe gezielt, was dich eifersüchtig macht und wovor du eigentlich Angst hast. Dieses Aufarbeiten ist unheimlich wichtig, denn wenn deine Beziehung auf Dauer funktionieren soll, musst du lernen, zu vertrauen.
Schütze dich
Falls sich bei einer Gelegenheit herausstellt, dass deine Eifersucht berechtigt war, dann schütze dich. Nimm dich aus der Situation, gewinn Abstand, zieh Konsequenzen oder kommuniziere viel darüber – egal, was dir hilft. Wichtig ist, dass du aus dieser Erfahrung die richtige Erkenntnis mitnimmst. Dass deine Partnerin sich einer anderen Person zugewendet hat, muss nicht bedeuten, dass sie dich nicht liebt oder du als Mensch wertlos bist. Das kann sehr viele Gründe haben. Finde sie mit der Zeit daraus und schließe mit dem Kapitel ab, ohne zu denken, dass es immer so laufen muss.
Wenn deine Partnerin eifersüchtig ist
Solltest nicht du der Betroffene sein, sondern deine Partnerin, so gibt es auch einige Dinge, die du tun kannst:
Hab Geduld und bleib ruhig
Zugegeben, es kann schmeichelhaft sein, wenn die Partnerin eifersüchtig reagiert. Es gibt kaum eine ehrlichere Bestätigung, dass sie Gefühle für dich empfindet und dich nicht verlieren will. Vergiss dabei aber nicht, dass sie unter diesem Zustand der Unsicherheit leidet. Bleib also ruhig, auch wenn bei ihr vielleicht die Emotionen hochkochen. Selbst wenn du dich vor den Kopf gestoßen fühlst, weil du nichts getan hast und unter Generalverdacht stehst.
Kommunizieren statt Vorwürfe
Bekommst du mit, wie sie dein Handy kontrolliert? Zieht sie sich zurück und ist nur noch gereizt? Fragt sie deinen Freundeskreis aus? Dann versuche, ihr deswegen keine Vorwürfe zu machen. Druck erzeugt nur Gegendruck und für sie bist du in dem Moment derjenige, der hinterfragt werden sollte. Versuche stattdessen, ein ruhiges Gespräch zu suchen. Sprich offen mit ihr darüber, was du wahrnimmst. Frage sie, welche Sorgen sie sich macht. Erkläre ihr Situationen, die in ihr Zweifel gehegt haben. Liefere ihr die Antworten, die sie braucht.
Zeige ihr deine Gefühle
Vielen Ängsten, Zweifeln und Unsicherheiten kannst du entgegenwirken, indem du ihr ehrlich zu verstehen gibst, was du für sie empfindest. Damit ist nicht nur gemeint, dass du ihr sagst, dass du sie liebst – du musst es ihr auch zeigen. Frauen sind sehr feinfühlig und spüren, wenn zwischen dem Gesagten und dem Handeln Welten liegen. Umso mehr du ihr auch wirklich das Gefühl gibst, dass sie außer Konkurrenz steht und dir vertrauen kann, umso leichter wird ihr das fallen.
Vermeide Geheimnisse
Versteh mich nicht falsch, wir alle haben Geheimnisse und das ist auch gut und richtig so. Manch einer neigt aber etwas mehr dazu, seine Partnerin über seinen Tagesablauf, Freundeskreis, Arbeitskollegen oder andere Themen im Dunkeln zu lassen. Oder vielleicht sorgt eine erste Eifersuchtserfahrung dafür, dass man der Partnerin nun bewusst bestimmte Dinge lieber gar nicht erst erzählt, um sie nicht aufzuregen. Frauen spüren so etwas und fühlen sich dann erst recht in ihrer Sorge bestärkt. Bleib also lieber offen und ehrlich, damit fährst du langfristig immer besser.
Hilf bei der Bewältigung
Wir haben jetzt schon oft genug über die Auslöser von Eifersucht gesprochen – die gelten auch für deine Partnerin. Sollte sie öfters unter diesen Zweifeln und Unsicherheiten leiden, kannst du versuchen, ihr bei der Aufarbeitung zu helfen. Finde heraus, woran das liegt. Wurde sie vielleicht in einer vorhergehenden Beziehung betrogen oder von einem Elternteil verlassen? Hat sie ein geringes Selbstbewusstsein? Was auch immer die Ursache ist, du kannst sensibel darauf eingehen und sie dabei unterstützen, das loszulassen.
Ist es normal, in einer Beziehung eifersüchtig zu sein?
Ziehen wir eine kurze Bilanz.
Eifersucht…
- …ist eine menschliche Emotion;
- …kann jeden von uns treffen, den einen mehr und den anderen weniger;
- …kann sich in psychischen und körperlichen Symptomen äußern;
- …kann man grundsätzlich mit den richtigen Strategien und Verhaltensweisen überwinden;
- …ist nicht zwangsläufig immer der Grund für eine Trennung.
Lass uns also eines festhalten: Ja, es ist völlig normal, in einer Beziehung eifersüchtig zu sein.
Unter Umständen kann sie sogar ein Liebesbeweis sein. Nämlich dann, wenn eine Person aus der Angst heraus handelt, den anderen zu verlieren.
Sie kann, wenn richtig gehandhabt, wichtige Impulse für ein rücksichtsvolles und verständnisvolles Miteinander geben.
Eifersucht gibt als emotionale Breitseite Paaren die Chance, gemeinsam an Herausforderungen zu wachsen und sich weiterzuentwickeln.
Sie lenkt den Fokus auf das, was uns wichtig ist und kann uns helfen, mit einer geliebten Person achtsamer umzugehen.
Geschieht all dies in einem gesunden und kontrollierten Maß, so muss Eifersucht nicht sofort ein Grund für die Trennung sein.
Man kann mit ihr umgehen, sie überwinden und sie langfristig aus der Beziehung verbannen.
Doch woran erkennt man jetzt eigentlich, wann man krankhaft eifersüchtig ist?
Bin ich krankhaft eifersüchtig? Mache den Selbsttest!
Lass uns ein Experiment versuchen.
Schnapp dir Zettel und Stift und beantworte einmal aus dem Bauch heraus die folgenden Fragen mit Ja oder Nein. Notiere dir deine Antworten.
- Denkst du mindestens einmal am Tag darüber nach, ob deine Partnerin dir treu ist?
- Vergleichst du dich ständig mit anderen Männern und fragst dich, was deine Partnerin eigentlich mit dir möchte?
- Reagierst du impulsiv und emotional darauf, wenn sie anderen Menschen Aufmerksamkeit schenkt?
- Habt ihr häufig Diskussionen oder Streit, weil du ihr vorwirfst, nicht treu zu sein?
- Fühlst du dich herabgesetzt oder persönlich angegriffen, wenn deine Freundin mit einem anderen Mann spricht oder von ihm erzählt?
- Kontrollierst du das Handy oder den Computer deiner Partnerin? Spionierst du ihr manchmal hinterher?
- Macht es dir täglich Angst, dass deine Partnerin dich wegen eines anderen verlassen könnte?
- Stört es dich, wenn deine Freundin Dinge ohne dich unternimmt?
- Rutschen dir häufiger Anschuldigungen oder Spitzen heraus, auch wenn du es gar nicht möchtest?
- Glaubst du, deine Partnerin will dich an der Nase herumführen, wenn sie sagt, sie sei dir treu?
Wenn du bei einem Großteil dieser Fragen mit Ja geantwortet hast, solltest du ab jetzt aufmerksam weiterlesen.
Wann ist man krankhaft eifersüchtig?
Wenn ich krankhafte Eifersucht mit eigenen Worten definieren müsste, dann würde ich es so formulieren:
Krankhafte Eifersucht ist wie Eifersucht – nur außer Kontrolle.
Wie ist das gemeint?
Nun zunächst einmal ist es gar nicht so einfach, zwischen Eifersucht und krankhafter Eifersucht zu unterscheiden. Die Grenze zwischen beiden ist fließend und von Mensch zu Mensch sehr individuell.
Fest steht allerdings, dass krankhafte Eifersucht im Grunde ähnliche Auslöser und Symptome hat, wie die Eifersucht.
Nur sind diese ungemein verstärkt bzw. finden nicht mehr in einem gesunden Maße statt.
Pathologische bzw. krankhafte Eifersucht ist eine Steigerung der Eifersucht.
Ein zwanghaftes Zuviel von einem Verhalten, dass schon im normalen Maß schädlich sein kann.
Das Denken und Verhalten, das ein Betroffener zeigt, neigt eher zu Extremen und ist schwerer lenkbar. Es ist quasi Eifersucht außer Kontrolle.
Es braucht natürlich dennoch eine etwas deutlichere Abgrenzung. In der Psychologie geschieht das über das Wohlergehen der beiden Partner.
Beginnt die Eifersucht, einem der beiden Partner aktiv zu schaden und dessen Lebensqualität einzuschränken, so kommt die Diagnose der krankhaften bzw. pathologischen Eifersucht in Betracht.
Hier wird dann noch zwischen zwei Formen differenziert.
Zwanghafte Eifersucht
Die zwanghafte Eifersucht wurde erstmals offiziell im DSM-5, der 5. Ausgabe des “Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders” der American Psychiatric Association von der wahnhaften Eifersucht unterschieden.
Sie wird den Zwangsstörungen zugeordnet.
Das bedeutet, du hast einen inneren, irrationalen Drang dahingehend, dass sich deine Gedanken und Handlungen ständig um das Thema drehen.
Du siehst und findest überall Indizien und Beweise für eine emotionale oder sexuelle Untreue deines Partners. Auch wenn es dafür überhaupt keinen Anlass gibt.
Ähnlich wie beim Krankheitsbild anderer Zwangsstörungen, wissen Betroffene häufig sogar, dass dieses Verhalten völlig unbegründet und übertrieben ist.
Sie können aber nicht anders. Es gelingt ihnen in der Regel nicht von allein, die Eifersucht zu stoppen.
Das äußert sich wiederum in zwanghaftem Kontrollverhalten und starken Einschränkungen für den Partner.
Wahnhafte Eifersucht
Das zweite Störungsbild der krankhaften Eifersucht ist der Eifersuchtswahn.
Bei der wahnhaften Eifersucht sind sich Betroffene auch völlig ohne Grund sicher, betrogen zu werden.
Der Unterschied liegt darin, dass Menschen mit zwanghafter Eifersucht realisieren können, dass dieses Denken nicht der Wahrheit entspricht.
Menschen, die unter wahnhafter Eifersucht leiden, können das nicht. Für sie sind ihre Gedanken Realität.
Das heißt, im Eifersuchtswahn neigst du dazu, die Wirklichkeit zu verdrehen.
Du hältst an deiner Wahrnehmung und Überzeugung fest.
Auch wenn objektive Beweise und Erklärungen von Außenstehenden das Gegenteil zeigen.
So können beispielsweise ein simples Telefonat oder das Verlassen der Wohnung nach der Arbeit für dich schon unumstößliche Belege dafür sein, dass deine Partnerin dich betrügt.
Dass sie nur mit einer Kollegin Kontakt hatte, ist für dich eine Lüge.
Sie bestätigt dir mit ihrer Reaktion nur, dass sie sich herausredet und etwas zu verbergen hat.
Wahnvorstellungen wie bei der wahnhaften Eifersucht gehen häufig mit anderen Erkrankungen einher, die auf die Psyche einwirken und das Urteilsvermögen trüben.
Dazu gehören Depressionen, andere Wahnerkrankungen wie Verschwörungswahn, Alkoholabhängigkeit und Psychosen.
Für die Partner ist diese Form der krankhaften Eifersucht eine sehr hohe Belastung und leider auch nicht ungefährlich.
Betroffene sind vollauf von ihren Eindrücken überzeugt und versuchen in manchen Fällen, das Fremdgehen ihrer Partner mit allen Mitteln zu verhindern bzw. zu unterbinden. Notfalls auch mit Gewalt.
Anzeichen krankhafter Eifersucht
Du siehst, von der normalen zur pathologischen Eifersucht ist es eine deutliche Steigerung. Betroffene verlieren die Kontrolle über die Situation.
Entsprechend kann man mit ihnen nicht umgehen, wie mit einer Person, die aus vollem Bewusstsein handelt. Sie leiden unter einer Erkrankung
Normale Eifersucht hat als Alarmsignal durchaus das Potential, positive Auswirkungen nach sich zu sehen. Sie kann eine Beziehung retten, vertiefen oder schützen.
Krankhafte Eifersucht ist hingegen eine dauerhafte und vor allem sehr schwere Belastung für eine Liebe.
Grund dafür ist das Verhalten der krankhaft eifersüchtigen Person, das in der Regel ein liebevolles und auf Vertrauen basierendes Miteinander verhindert.
Einige der Anzeichen für krankhafte Eifersucht sind Verhaltensweisen, die sich bereits bei normaler Eifersucht beobachten lassen. Nur sind sie bedeutend stärker ausgeprägt:
Ständiges Misstrauen
Bei der Eifersucht besteht punktuell der Verdacht, der eigene Partner könnte nicht treu sein. Vielleicht, weil es aus Verlustangst geschieht, vielleicht auch, weil es einen begründeten Anlass dazu gibt. Bei der krankhaften Eifersucht ist die Annahme der Untreue quasi Gesetz. Betroffene können nicht vertrauen, selbst wenn sie es wollen.
Anschuldigungen und Vorwürfe
Aus dem Dauerzustand des fehlenden Vertrauens heraus kreieren Menschen, die krankhaft eifersüchtig sind, eine toxische Atmosphäre für ihre Partner. Denn jede, wirklich jede Handlung kann als potentielles Hintergehen interpretiert werden – und wird es zumeist auch. Harmlose Dinge wie ein Treffen mit Freunden, das Telefonieren mit Arbeitskollegen oder auch nur der Kauf von einem neuen Parfüm erhalten so eine völlig neue Wertung. Es hagelt Anschuldigungen und der Partner befindet sich kontinuierlich unschuldig in Verteidigungsposition auf der Anklagebank.
Kontrollzwang
Ein weiterer Aspekt, in dem die krankhafte Eifersucht eine Liebesbeziehung belastet, ist der Kontrollzwang. Betroffenen reichen nicht die bloßen Anschuldigungen. Sie haben ein inneres Bedürfnis, Beweise für die Untreue des Partners zu finden. Das geschieht zum einen aus der Absicht heraus, das eigene Realitätskonstrukt zu stützen. Was würde schließlich besser beweisen, dass der Partner gelogen hat, als ihn auf frischer Tat zu ertappen? Andererseits basiert dieser Kontrollzwang in der verzweifelten Hoffnung des Eifersüchtigen, den eigenen Qualen ein Ende zu bereiten und ein Fremdgehen zu verhindern.
Ständige Forderung nach Liebesbeweisen
Es reicht nicht, dem anderen Zeit zu widmen oder davon auszugehen, dass er sich geliebt fühlt. Eine krankhaft eifersüchtige Person benötigt ständig Rückbestätigung. “Liebst du mich noch?” ist eine Frage, die unter Umständen mehrmals am Tag fallen kann. Reagiert der Partner mal nicht sofort auf eine Nachricht oder einen Anruf, werden umgehend die Gefühle in Zweifel gestellt.
Soziale Isolation
Wenn man den ganzen Tag damit beschäftigt ist, den Partner zu überwachen, bleibt wenig Zeit für anderes. Krankhaft Eifersüchtige neigen deshalb dazu, andere Aspekte ihres Lebens vollkommen hintenanzustellen. Das kann soweit gehen, dass sie ihren Job verlieren, sich von Familie und Freunden distanzieren und Hobbys komplett aufgeben.
Dann gibt es aber auch noch Verhaltensweisen, die in ihrer Ausprägung explizite Indizien dafür sind, dass es sich bei einer Eifersucht um eine krankhafte Eifersucht handelt.
Das heißt, solltest du bei dir selbst oder bei deiner Partnerin solche Handlungen beobachten, dann weißt du sicher, dass es sich nicht mehr um normale Eifersucht handelt. Womöglich benötigt ihr eher Unterstützung von außen, aber darauf gehe ich gleich noch mehr ein.
Diese Anzeichen krankhafter Eifersucht können sowohl bei der zwanghaften, wie auch wahnhaften Variante auftreten. Allerdings neigen vom Eifersuchtswahn Betroffene aufgrund der Trübung der eigenen Wahrnehmung und des Urteilsvermögens tendenziell stärker zu solchen Extremen:
Einschränkung persönlicher Freiheit
“Wenn du mich wirklich liebst, dann wirst du dich nicht mehr mit deiner besten Freundin treffen”…mit solchen und ähnlichen Aussagen kann eine krankhaft eifersüchtige Person das Leben ihres Partners komplett auf den Kopf stellen. Jede mögliche Gelegenheit, bei der die geliebte Person mit Vertretern des anderen Geschlechts in Kontakt kommen könnte, wird unterbunden. Alles wird hinterfragt und kontrolliert. Von persönlicher Freiheit und Entfaltung kann für den Partner keine Rede mehr sein.
Stalking
Die Einschränkung persönlicher Freiheit geht zumeist mit Stalking einher. Das heißt, neben dem Mitlesen von Handynachrichten, dem Belauschen von Telefonaten und dem Durchsuchen des Laptops kann es sich bis zur Vollüberwachung steigern. Zum Beispiel, in dem deine Partnerin dir heimlich überall hin folgt oder dir über das Ausfragen von Bekannten oder Kollegen nachstellt. Es kann sogar bis zum Anheuern von Privatdetektiven reichen. Dieses Nachstellen kann für den Partner ein wahrer Psychoterror sein, denn er fühlt sich nirgends mehr sicher.
Gereiztheit und Drohungen
Spurt der Partner nicht und läuft es nicht nach dem eigenen Kopf, so sorgt bei Betroffenen die krankhafte Eifersucht für einen Zustands der Verzweiflung. Bei den kleinsten Anlässen oder vermeintlichen Anzeichen für Untreue reagieren sie genervt bis aggressiv. Das kann soweit gehen, dass eine Person sogar ihrem Partner droht. “Wenn du das noch einmal machst, mache ich dich fertig” oder “Wenn du sie lieber hast, brauchst du mich ja nicht. Ich ziehe morgen aus” sind da leider noch harmlose Beispiele. Der emotionale Druck für den Partner steigt durch diese passive Aggression kontinuierlich.
Autoaggression Selbstmordversuche
Fruchten alle Versuche der Kontrolle und Suche nach Aufmerksamkeit nicht, so leiden vor allem psychisch labile Personen unter derartigen Qualen, dass sie dafür neue Ventile suchen. Deshalb gehen einige krankhaft Eifersüchtige noch einen Schritt weiter. Das reicht von der Flucht in Suchterkrankungen und Verletzungen, die sie sich selbst zuführen bis hin zu Selbstmordversuchen.
Gewaltanwendung
Zu guter letzt gibt es auch einen kleinen Anteil krankhaft Eifersüchtiger, die die Gewalt als Lösung nicht gegen sich selbst, sondern gegen die geliebte Person richten. Sie richten alle Aggression und Frustration gegen den vermeintlichen Auslöser. Die Folgen können tätliche Angriffe und in seltenen Fällen auch Mordversuche sein.
Du merkst sicher, all diese Anzeichen der krankhaften Eifersucht können extrem schädlich sein. Nicht nur für die Liebesbeziehung selbst, sondern auch für beide Partner.
Wenn du also eine oder gar mehrere Verhaltensweisen bei einem von euch feststellst, solltest du das nicht ignorieren oder schönreden.
Stattdessen ist es sehr wichtig, zu handeln.
Tipps für den Umgang mit einer krankhaft eifersüchtigen Partnerin
- Provoziere sie nicht gezielt, indem du sie absichtlich eifersüchtig machst.
- Verbiete dir sachlich aber bestimmt Kontrollaktionen und die Einschränkung deiner Freiheit.
- Achte in eurer Beziehung verstärkt auf Werte wie Liebe, Respekt und Vertrauen.
- Halte dir immer vor Augen, dass deine Partnerin krank ist. Sie schadet dir und eurer Beziehung nicht absichtlich. Sie ist nur nicht in der Lage, anders zu denken und zu handeln.
- An diesem Zustand lässt sich etwas ändern. Suche dir also Hilfe bei Experten.
- Schütze dich selbst. So sehr du deine Partnerin liebst und ihr in ihrem Leiden helfen möchtest, verliere dich dabei nicht.
Ist krankhafte Eifersucht heilbar?
Zugegeben, krankhafte Eifersucht ist ein ganz schöner Brocken. Sie schafft hohen Leidensdruck, sowohl für die Betroffenen selbst, wie auch ihre Partner.
Aber es gibt eine gute Nachricht: krankhafte Eifersucht ist heilbar.
Also auch wenn sie in ihrer Ausprägung und den Konsequenzen wesentlich schwerwiegender ist, als normale Eifersucht, muss sie für die Liebe nicht das endgültige Aus bedeuten.
Sollten aber du oder deine Partnerin unter krankhafter Eifersucht leiden, so solltet ihr die Lage nicht unterschätzen. Ihr benötigt professionelle Hilfe von außen.
Nur ein Psychotherapeut bzw. Psychiater kann zuverlässig abklären, ob es sich bei einem Betroffenen um eine krankhafte Eifersucht handelt oder nicht.
Bei dieser Diagnose stellt der behandelnde Arzt fest, welche Form der Krankheit vorliegt und was dagegen getan werden kann.
Mögliche Therapieformen der krankhaften Eifersucht sind:
- Kognitive Verhaltenstherapie
- Analytische Therapie
- Paartherapie
- Therapie der vorliegenden Grunderkrankung
- Einsatz von Medikamenten
- Alternative Methoden wie beispielsweise Hypnose
Der Erfolg dieser Therapieformen hängt stark von den individuellen Faktoren und der Bereitschaft des Betroffenen ab. In jedem Fall ist die Chance zur Genesung bzw. dem kontrollierten Umgang mit der Eifersucht wesentlich höher als bei der Nichtbehandlung.
Hier findest du einige Anlaufstellen für Hilfe:
- Über das Psychologenportal kannst du herausfinden, wo in deiner Nähe Angebote für Psychotherapie zu finden sind.
- Bei den Mitarbeitern der Telefonseelsorge wird dir anonym und schnell weitergeholfen, wenn du Gesprächsbedarf hast.
- Bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) kannst du dich über die Datenbank oder die Telefonberatung nach einer passenden Selbsthilfegruppe erkundigen.
Ab wann wird es zu viel mit der Eifersucht
Es könnte alles so einfach sein im Leben. Manchmal ist es das aber leider nicht.
Liebesbeziehungen helfen uns, uns lebendig zu fühlen. Aber so wie das Leben haben sie ihre Hochs und Tiefs.
Eifersucht, egal ob normal oder krankhaft, sorgt meist für solche Tiefs.
Für Angst, Frustration, Schmerz und Verzweiflung auf beiden Seiten.
Eines solltest du dir dabei vor Augen halten: die Dualität von hoch und tief ist im steten Wandel. Nach jedem Bergab geht es wieder nach oben und umgekehrt.
So sehr also Eifersucht eurer Beziehung zusetzt – wenn eure Liebe stark ist, kann sie die Eifersucht überwinden und ein neues Hoch einläuten.
Wenn die Eifersucht dich und deine Partnerin aber in ein Fass ohne Boden stürzt und über lange Zeit kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, dann läuft etwas falsch.
Aus Liebe zu dir selbst und deiner Partnerin solltest du als in so einem Fall eure Beziehung und ihre Grenzen hinterfragen. Vielleicht ist euer Moment nicht der richtige.
Denn manch einer muss erst Heilung finden, ehe er wirklich lieben und geliebt werden kann.
Aber auch in diesem Fall kann die Eifersucht ein wichtiges Geschenk sein. Sie kann für den, der ihr gegenüber offen ist, den nötigen Schubs in eine richtige Richtung geben.
Dominik van Awe