Vielleicht liest du diese Zeilen, weil deine Welt kürzlich detoniert ist und du dich seither einem schier überwältigenden Gefühl gegenübersiehst? Einer Mischung aus blankem Entsetzen, Wut, tiefer Trauer und Selbstzweifel? Zwischen den Trümmern fällt es dir unter Umständen schwer, dich zu orientieren und einen Weg zurück in die Normalität zu finden. Seit du betrogen worden bist, hast du keine Idee mehr, wie du mit diesem Zustand zurechtkommen sollst?
Von seiner Partnerin betrogen zu werden, ist einer der häufigsten Trennungsgründe. Der gesunde Menschenverstand besteht darin, eine Beziehung umgehend zu beenden, da ein Vertrauensbruch unverzeihlich ist. Allerdings ist die Situation viel zu komplex, als dass du nur diesen einen Weg aus dem Chaos gezeigt bekommen solltest!
Im folgenden Beitrag sollst du anhand von drei einfachen Schritten erfahren, wie du dich in der Situation, betrogen worden zu sein, zurechtfinden und lernen kannst, wieder handlungsfähig zu werden. Das brauchst du, um eine gute Entscheidung dahin gehend zu treffen, wie es für dich und deine Partnerin weitergehen soll, nachdem sie dich betrogen hat.
Fast jede fünfte Frau geht fremd
Allerdings auch mehr als jeder vierte Mann.
So zeigt es eine Umfrage von parship.de aus dem Jahre 2017 zur Frage: Haben Sie Ihren derzeitigen (oder vergangenen) Partner schon einmal betrogen?
Das Ergebnis ist eindeutig.
So sind im Schnitt 19 % aller Frauen einmal in ihrer Beziehung fremdgegangen und im Gegensatz dazu 28 % der Männer.
Die Gründe dafür sind vielfältig, wie wir später sehen werden.
Dennoch kannst du dir damit sicher sein, dass du nicht damit alleine dastehst, von deiner Partnerin betrogen worden zu sein. Fast jedem fünten Mann geht es ähnlich.
3 Schritte: Wie du mit dem Unverzeihlichen – betrogen werden – umgehen kannst
Du wurdest betrogen – fühlst dich betäubt ob des Unfassbaren. Das macht es unmöglich, in klaren Worten zu reagieren und längerfristig einen vernünftigen Gedanken zu produzieren.
Gefühlt bist du deiner Handlungsfähigkeit beraubt, einfach weil plötzlich nichts mehr zu stimmen scheint. Die Frau, die du liebst, fügt dir diese Schmerzen zu; sie stürzt dich und deine Welt ins Chaos.
Um dich aber nicht darin zu verlieren, ist wichtig, dass du dich nicht von der miesen Entscheidung deiner Partnerin mitreißen lässt und stattdessen deine eigenen triffst! Diese drei Schritte können dir helfen:
Schritt 1: Distanziere dich
Treffe zunächst die Entscheidung für dich, aktuell über gar nichts entscheiden zu müssen.
Paradox, ja …
Aber das einzig Richtige, unmittelbar nachdem du erfahren hast, betrogen worden zu sein. Für deine erste Reaktion kannst du nichts, sie kommt intuitiv. Für alle weiteren Äußerungen und Handlungen jedoch, bist du verantwortlich.
Und vermutlich möchtest du nicht, dass diese auf das Häufchen Elend zurückzuführen sind, das deine Partnerin kurzfristig aus dir gemacht hat.
Daher: Behalte Kontrolle und bleibe im Vorteil gegenüber deiner Partnerin, die dich betrogen hat.
Wenn du richtig reagierst, verschaffst du dir eine bessere Ausgangslage für kommende Entscheidungen.
Zudem erhält deine Partnerin die Möglichkeit, sich dem Ausmaß des Fehlers bewusst zu werden, da sie mit ihrem schlechten Gewissen alleine zurechtkommen muss (ohne es durch dich kompensieren zu können).
Schritt 2: Sammle deine Gedanken
Es ist unerlässlich, deinen Gedanken nachzugehen und dich auf das Gefühl zu fokussieren, welches sich im Laufe der Zeit als dominierend herausstellt – unbeeinflusst von deiner Partnerin.
Du brauchst für dich Gewissheit, was es mit dir gemacht hat, betrogen worden zu sein und welches Gefühl für dich dominiert. Diese Selbstreflexion schmerzt, gehört aber zur Bewältigung dazu.
Du kannst nur dann eine gute Entscheidung für deine Zukunft treffen, wenn du Klarheit darüber hast, welches Bedürfnis in dir verletzt wurde und welches du schnellstmöglich wieder befriedigt wissen möchtest.
Achte dabei gut auf dich, und versuche ganz klar zwischen Gedanken zu trennen, die dich weiterbringen, und solchen, die dich runterziehen. Manchmal evoziert betrogen werden Fragen zur eigenen Person, die keine Berechtigung haben.
Das sind alle, die den Fehler primär oder ausschließlich bei dir suchen und deine Liebenswürdigkeit oder deinen Selbstwert infrage stellen.
Es ist nicht deine Aufgabe, ihr Fehlverhalten mit deinen vermeintlichen Unzulänglichkeiten zu begründen. Sie hat die falsche Entscheidung getroffen, indem sie dich betrogen hat, statt über potenzielle Veränderungen in euerer Beziehung zu sprechen.
Somit musst du dich nicht fragen, ob du nicht begehrenswert oder gut genug bist; auch musst du nicht überlegen, was du falsch gemacht oder womit du sie zu diesem Verhalten gebracht hast.
Du bist gut so, wie du bist und hast innerhalb deines Einflussrahmens das gemacht, was du konntest. Wenn das in den Augen deiner Partnerin nicht gut genug war, wäre es ihre Aufgabe gewesen, mit dir darüber zu sprechen, anstatt es sich woanders zu beschaffen.
Das ist nicht dein Fehler! Lasse solche Gedanken nicht zu!
Schritt 3: Fülle die Leerstellen
Nachdem du dich etwas distanziert und für dich herausgefunden hast, was es mit dir gemacht hat, betrogen worden zu sein, gilt es, einige Leerstellen zu füllen.
Also solche Fragen zu klären, die du als wichtig für deine Entscheidung darüber, wie es weitergehen soll, erachtest. Solche Wissenslücken kannst du nicht alleine klären, weshalb an dieser Stelle notwendig erscheint, dich mit deiner Partnerin auszutauschen.
Eine klare Antwort auf das „Warum“ zu erhalten, ist kaum möglich.
Wahrscheinlich weiß nicht einmal deine Partnerin genau, wie sie so weit gehen und dich betrügen konnte.
Die Gründe hierfür sind zumeist sehr abstrakt, tief greifend und von verschiedenen Faktoren abhängig. Entsprechend sind die unterschiedlichsten Kombinationen denkbar:
- Sie war betrunken und hat dich auf einer Party mit einer losen Bekanntschaft betrogen.
- Auf Geschäftsreisen ergab sich fernab vom Alltag die Chance für Abenteuer.
- Eine vergangene Liebe ist plötzlich wieder in ihr Leben getreten.
- Sie fühlte sich von dir nicht mehr wertgeschätzt/gesehen/geliebt, und hat sich Bestätigung bei einem Anderen geholt.
- Sie hat jemanden kennengelernt, Gefühle entwickelt und sich darüber verloren.
- Eure Beziehung ist aus ihrer Sicht schon lange nicht mehr erfüllend, weshalb sie sich nicht mehr zur Treue verpflichtet fühlte und so einen Ausweg gesucht hat.
Vermutlich hast du schon beim Durchlesen dieser potenziellen Gründe gemerkt, dass sie in ihrer Wirkung deutlich divergieren.
Die Bedürfnisse, die hinter den einzelnen Szenarien stecken, sind sehr unterschiedlich.
Ebenso die Auswirkungen auf eine Beziehung. Ein One-Night-Stand ist zwar nicht automatisch leichter zu ertragen, stellt aber eine geringere Gefahr für dich dar, als eine bereits seit längerer Zeit laufende Affäre oder Freundschaft Plus.
Wohingegen ein einmaliger Ausrutscher eher das männliche Ego angreift, da die sexuelle Ebene primär im Fokus steht, geht eine Affäre wesentlich tiefer und impliziert auch Verletzungen auf anderen Ebenen (Lügen, Hintergehen, Vertrauensmissbrauch).
Wenn zusätzlich Gefühle im Spiel sind, ändert sich dadurch noch mehr, da nicht „nur“ eine Verletzung der körperlichen Intimität stattfand, sondern auch der emotionalen.
Wir wissen, dass betrogen zu werden für sich schon schmerzvoll genug ist; dich mit den Details auseinanderzusetzen, macht dieses Gefühl nicht besser.
Allerdings verbessert es deine Wissensbasis und somit automatisch deine Kompetenz, eine Entscheidung für dich zu treffen.
Denn, wie schon die kurze fiktive Liste zeigt, „betrogen werden“ heißt nicht gleich „betrogen werden“.
Daher kannst du nur eine Lösung finden, wenn du für dich (nicht deine Freundin für dich!) beantworten kannst, warum du betrogen wurdest und wie du damit umgehen willst, betrogen worden zu sein.
Wie schon eingangs erwähnt, ist die Entscheidung für die meisten Menschen eigentlich keine, sondern vielmehr eine logische Konsequenz:
„Man muss die Beziehung beenden, wenn der Partner einen betrogen hat.“
Vielleicht teilst du diese Meinung, was absolut richtig ist, wenn es DEINE ENTSCHEIDUNG war.
Weil du für dich festgestellt hast, dass du deiner Partnerin nicht verzeihen kannst, was sie gemacht hat. Weil es dich zu sehr enttäuscht oder zu sehr verletzt hat, als dass du weiterhin mit ihr zusammen bleiben möchtest …
Oder aber, du gehst einen anderen Weg …
Verzeihen, betrogen worden zu sein
Vielleicht möchtest du dich gar nicht trennen?
Vielleicht ist die Liebe zu deiner Partnerin so stark, dass du trotz des Schmerzes, den sie dir zugefügt hat, indem sie dich betrogen hat, an ihr festhalten möchtest?
In diesem Falle tust du gut daran, zu versuchen, eure gemeinsame Zeit in dem Wissen, dass sie dich betrogen hat, zu antizipieren:
Ganz klar ist, dass der Schmerz abebbt, ebenso wird das Gefühl des Verrats oder die Erinnerungen an die Lügen langsam schwinden. Der Gedanke, dass deine Liebe dich betrogen hat, wird sich mit der Zeit immer seltener in dein Bewusstsein drängen.
Wir Menschen sind anpassungsfähig, weshalb wir auch dazu in der Lage sind, massive Verletzungen zu integrieren und mit ihnen l(i)eben zu lernen.
Dennoch muss dir klar sein, dass du das Faktum wahrscheinlich nie wirst vergessen können.
Der Betrug wird immer eine gewisse Präsenz in dir haben, weshalb du dich fragen musst, ob du damit zurechtkommen kannst, betrogen worden zu sein. Damit leben ist eines, es nicht zu instrumentalisieren das andere.
Folgende Fragen solltest du dir daher stellen:
- Kann ich es schaffen, meiner Partnerin nicht ständig einen Vorwurf zu machen?
- Werde ich meine Eifersucht in den Griff bekommen können?
- Ist mir möglich, betrogen worden zu sein, nicht als Ursprung für alle potenzielle Probleme der Zukunft zu werten?
- Bin ich in der Lage, aufrichtig zu verzeihen?
Verzeihen, betrogen worden zu sein, eröffnet Chancen für positive Veränderung
Nichts ist gut daran, betrogen worden zu sein, keine Frage!
Aber es liegt sehr wohl ein positives Moment darin, der Partnerin zu verzeihen, dass sie dich betrogen hat. So skurril es klingen mag, eure Beziehung kann dadurch eine neue Tiefe erlangen.
Dadurch überwindet ihr als Paar eine Hürde, arbeitet beide an euch und habt dadurch die Möglichkeit, eure Probleme zu lösen.
In vielen Beziehungen schwelen Schwierigkeiten lange, brechen nie aus, beeinflussen aber, indem sie Frust und Unzufriedenheit aufkommen lassen. Wo hingegen das „Chaos ausbricht“, wie in Beziehungen, in denen betrogen wurde, erhalten beide die Chance, all das authentisch und offen zu besprechen und zu bearbeiten, was dazu geführt hat.
Wenn ihr also für euch herausfindet, woran es hapert, könnt ihr versuchen, euch zu verändern:
- verbringt mehr Zeit miteinander
- hört einander zu
- unternehmt mehr gemeinsam
- wertschätzt einander
- zeigt euch, warum ihr euch liebt
- lasst euch gegenseitig spüren, dass ihr zusammen sein wollt und eure Verbindung eng genug ist, um auch schwere Phasen zu überwinden!
Betrogen worden sein heißt nicht, um deine Entscheidung betrogen zu werden
Bedeutsam ist, dass es sich für dich stimmig anfühlt. Und dieser potenziellen Stimmigkeit kannst du nur dann nachfühlen, wenn du dich vom ersten Affekt distanzierst und nicht vorschnell in Handlung trittst.
Ob diese Option für dich relevant ist, kannst du nur überprüfen, wenn du deine Gedanken sortierst und für dich herausfindest, was es mit dir macht, dass du betrogen wurdest.
Wenn du im abgekühlten Zustand mit deiner Partnerin sprichst und sie ihre Beweggründe oder die quantitativen Fakten zu ihrer Untreue darlegt, erhältst du ausstehenden Informationen, die deinen inneren Eindruck komplettieren können …
… und dann wirst du in der Lage sein, dem Umstand, betrogen worden zu sein, für dich handeln zu können. Du wirst fühlen und letztlich wissen, welchen Weg du für dich gehen willst. Egal, ob du dich trennst oder bei deiner Partnerin bleibst – du kannst es in dem guten Gefühl tun, dich selbst nicht um die Möglichkeit betrogen zu haben, für dich zu entscheiden.
Andy Friday