Freitagabend 22 Uhr. Solltest du alleine feiern gehen oder hier sitzen bleiben?
Du sitzt alleine vorm PC oder Fernsehen in deinem Zimmer. Du bist Single und entweder können alle deine Freunde heute Abend nicht mit dir zum Feiern rausgehen oder es ging dir wie mir früher:
Du willst gar nicht mehr mit deinen aktuellen Freunden rausgehen zum Feiern. Du willst endlich mal neue Menschen kennenlernen, weil du die Schnauze voll hast dich immer mit denselben Leuten bei einem deiner Freunde zuhause in der Bude volllaufen zu lassen, Filmabende zu machen oder Videospiele zu spielen.
Du bist gelangweilt und sehnst dich nach Abwechslung. Du weißt aber nicht wie. Ich verstehe dich nur zu gut und deswegen habe ich diesen Artikel für dich geschrieben. Machen wir uns erstmal bewusst. Du bist in deiner Freizeit in einer Gewohnheit gefangen. Gleiche Leute, gleiche Aktivitäten gleich = wenig Überraschungen.
Keine negativen Überraschungen, aber auch keine positiven. Es herrscht Stillstand in deinem Privatleben. Eine Veränderung muss her.
Du stellst dir vor wie es wäre, wenn du abends am Wochenende einfach alleine feiern gehen und spontan neue coole Leute kennenlernen könntest, die vielleicht sogar deine neuen Freunde werden.
Warum alleine feiern gehen?
Für mich war das ein Traum.
Leider hatte ich keinen Plan wie ich dahin kommen sollte. Doch eines Tages war die Not und der Frust so groß, dass ich das erste Mal alleine rausging. Eine Riesenüberwindung.
Während ich diese Zeilen schreibe muss ich direkt schmunzeln. Da war dieses Häufchen Elend namens Dominik vor mehreren Jahren in seinem Zimmer. Perfekt zurechtgemacht fürs Rausgehen.
Stundenlang auf die Tür starrend. Am Grübeln, was die Leute wohl denken werden, wenn Sie herausfänden, dass ich alleine feiern gehen würde.
„Die denken doch ich bin ein Oberloser ohne Freunde, mit dem niemand abhängen möchte.“
Gefolgt von einem: „Aber wie soll ich bitte sonst endlich mal neue Leute oder sogar Frauen kennenlernen?“
Schließlich war es 23 Uhr Freitagabends. Meine Stirn war schweißnass und ich war kreidebleich.
„Scheiß drauf. Ich will ein geiles Leben!“
Ich stand von meinem Schreibtischstuhl auf, verließ die Wohnung, fuhr in die Stadt und erreichte den Club., den ich mir vorher im Internet rausgesucht hatte.
Beim Anblick der Schlange in 100 m Entfernung bleibe ich stehen. Die Zweifel kommen wieder. Mein Puls rast, ich atme schneller. Die Zeit scheint still zu stehen.
Dann halte ich es nicht mehr aus.
Ich drehe um und gehe weg vom Club. Nach einem halben Kilometer bleibe ich stehen, lehne mich gegen eine Hauswand und beginne wieder mit dem Grübeln.
„Was bist du für ein Versager? Jetzt bist du so kurz vorm Ziel und jetzt kneifst du wieder“, schießt mir durch den Kopf.
45 Minuten vergehen. Es passiert nichts. Ich bin hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht offen mit fremden Menschen quatschen zu können und meinem inneren Schweinehund.
Dann die Erkenntnis:
„Ich fühl mich extrem scheiße, aber das tue ich doch schon seit Jahren. Selbst wenn mich alle Leute auslachen, einsamer als jetzt geht es nicht.“
Dann endlich um kurz vor 1 Uhr nachts war ich im Club.
Ich kroch umher und erkundete die Location, da ich dort noch nie war.
Es war relativ leer und ich fühlte mich elend. Trotzdem versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen.
Schließlich ging ich zu zwei Mädels, die gerade an der Garderobe waren und fragte nach einem Taschentuch. Die reagierten total freundlich, lächelten mich an, gaben mir das Taschentuch und gingen von der Garderobe Richtung Tanzarea.
Vollkommen perplex und schockiert über diese positive Reaktion bedankte ich mich noch kurz bei Ihnen und stellte mich an eine Wand. Schon ab diesem Moment war mein bisher eher skeptisches, negativ gefärbtes Weltbild erschüttert. Im Positiven.
Bei der nächsten Interaktion fragte ich eine gemischte Gruppe danach, wann es hier voll werde. Auch hier keine negative, sondern eine neutrale bis positive Reaktion plus kurzem Smalltalk!
Kaum zu glauben. Langsam wurde ich happy 🙂
Es folgten mehrere kurze Interaktionen mit rückblickend total langweiligen Gesprächen mit sturem Austausch von Standardinformationen.
Vollkommen egal. Ich fühlte mich frei.
Alle Sorgen waren wie weggeblasen. Eine Welle der Euphorie durchströmte meinen ganzen Körper und ich machte weiter.
„Du bist alleine hier?“
„Was du bist alleine hier?“, hörte ich bei fast jeder Interaktion nach wenigen Minuten und ich erklärte ihnen mit einer mir zuvor auswendiggelernten, knappen Erklärung warum ich alleine Im Club sei:
„Meine Freunde wollten heute Abend mal wieder zu Techno feiern. Da hatte ich einfach keinen Bock drauf. Deswegen dachte ich mir, ich höre die Musik, die mir gefällt und lerne gleich ein paar neue Leute kennen.“
Zugegeben.
Der erste Teil der Aussage war strenggenommen eine Lüge. Aber ist sie wirklich schlimm? Habe ich an diesem Abend irgendwen betrogen, mein Leben verfälscht, Status vorgetäuscht oder mich besser gemacht als ich bin? Nein.
Ich habe diese Aussage gemacht, um den Leuten einen gesellschaftlich nachvollziehbaren Vorwand gegeben, dass Sie schnell akzeptieren können, dass ich alleine feiern gehen würde und wir direkt mit dem Gespräch fortführen können.
Später habe ich dann eine Aktion mit zwei Mädels gehabt, die es total cool fanden, dass ich alleine unterwegs bin. Da ich noch keine Ahnung hatte spannende Gespräche zu führen, schlug ich vor ein Spiel daraus zu machen zu schätzen wie alt bestimmte Menschen in unserer Umgebung sind und sie im Anschluss zu fragen. Was war´s.
Nicht besonders kreativ. Kein Wetteinsatz.
Trotzdem fand es eines der Mädels cool und wir verbrachten fast eine Stunde damit. Schließlich fragte ich nach ihrer Nummer und dann erfuhr ich, dass sie einen Freund hatte. Alles gut – das macht nichts.
Wir hatten weiter Spaß und später lernte ich noch weitere Leute im Club kennen, die als Touris auf der Durchreise waren. Ich freundete mich mit Ihnen an und wurde sogar aufgefordert mit Ihnen ein Gruppenfoto, als Erinnerung zu machen.
Um halb 4 Uhr morgens verließ ich dann den Club. Keine einzige Nummer oder dergleichen bekommen und trotzdem stolz wie Oskar. Was ein geiler Abend dachte ich mir und zog los in die Nacht Richtung Zuhause.
Natürlich verlief nicht jede Nacht, in der ich alleine feiern ging, so positiv. Das gehört dazu. Dafür kamen später die Abende, an denen ich teilweise die erste Frau, die ich im Club angesprochen habe, direkt mit nach Hause genommen habe.
Aus all meinen Fehlern und Erkenntnissen, habe ich dir hier eine kurze und knappe Liste aufgestellt, damit du es leichter hast beim Alleine feiern gehen durchzustarten.
Lies auch:
Vorbereitung
- Wohnung aufräumen
- Genug Essen (Ansprechen, alleine feiern gehen und sich Überwinden kostet enorm viel Energie, unterschätzt das nicht. Jedoch bitte keinen Knoblauch essen 😉 )
- Gute Klamotten anziehen (einfarbiges Hemd, Jeans plus Lederschuhe gehen immer)
- In Stimmung bringen (deine LIeblingsmusik hören, mitsingen, mittanzen, deinen Lieblingscomedian bei Youtube anschauen, mit Freunden herumblödeln – es ist alles erlaubt, was dir gute Laune bringt)
- Situationen mit Fragen wie „Bist du alleine hier?“ oder „Warum bist du alleine hier?“ mental durchgehen und für dich angenehme Antworten zurechtlegen.
Vor dem Clubbesuch
- Mit Leuten auf der Straße, im Bus, Bahn oder sonst wo kurzen Smalltalk halten – Kommunikation ist das A und O
- Wenn Türsteher fragen, wo deine Leute sind. Einfach ehrlich antworten, dass man alleine ist. Tu es einfach. Auch wenn andere in der Schlange das mitkriegen könnten. Egal. Die Türsteher finden das oft cool und du spürst den Respekt, den sie empfinden dafür, dass du den Mumm hast alleine rauszugehen. Dasselbe gilt für die umstehenden anderen Leute.
Im Club
- Sprich mit dem Personal. Barkeeper, Türsteher, Kassiererin, Garderobenlady. Nicht viel. Die Leute müssen schließlich arbeiten. 2-3 Sätze austauschen und dann einen „hoffentlich noch entspannten Abend“ wünschen. Die Sympathie von den Mitarbeitern im Club ist dir damit sicher.
- Versuch bei den ersten Malen kontinuierlich mit maximalen Pausen zwischendurch von 3 bis 5 Minuten mit Leuten im Gespräch zu sein. Je länger du vor dem ersten Ansprechen einer Person oder Personengruppe nach Eintritt in den Club zögerst, desto schwieriger wird es. Mach eine Gewohnheit daraus, direkt in Interaktion zu treten.
- Halte deine Erwartungen anfangs niedrig, sonst bist du schnell frustriert. Der Schlüssel liegt darin sich Ziele zu setzen, die du aus eigenem Antrieb ohne äußere Einflussfaktoren erreichen kannst. Z.B. kannst du im Club zwei Stunden bleiben und 10 fremde Menschen ansprechen. Das ist absolut realistisch und wenn du das trotz Schüchternheit schaffst, solltest du dich im Anschluss selber kompromisslos loben und darfst stolz auf dich sein.
Nach dem Club
- Egal wie es lief: Schreib Tagebuch. 10 Minuten nach jedem Rausgehen. Nicht länger, aber auch nicht kürzer. Wenn du Erfolge hast, manifestieren diese sich durch das Niederschreiben. Falls der Frust dich verrückt macht, schreib dir den Schmerz von der Seele. Diesen Punkt kann ich nicht genug betonen. Jedes Mal, wenn ich das getan habe, konnte ich sehr viel besser schlafen. Wenn ich es dann mal habe sein lassen, schlief ich direkt schlechter. Deswegen, egal wie erschöpft du nach dem Rausgehen bist. Mach den Kopf frei und schreib drauf los.
Also mein Bester, es wird Zeit zu handeln. Auch mit dieser Liste wird es nicht leicht. Du musst es wollen. Wenn du so unzufrieden bist, dass du keinen Ausweg kennst, warum dann nicht mal etwas wagen?
Was hast du zu verlieren?
Alleine feiern gehen können bedeutet echte Freiheit.
Hol Sie dir.
Dominik van Awe